Stotternde Kinder und Jugendliche werden nach Ansicht von Experten in der Schule häufig benachteiligt. Zu Unrecht bekämen sie oft schlechte Noten für ihre mündlichen Leistungen, sagte die Geschäftsführerin der Bundesvereinigung Stotterer-Selbsthilfe, Ruth Heap, in einem Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur (dpa) in Würzburg. Viele Lehrer wüssten nicht, dass sie laut Gesetz einen Nachteilsausgleich im Mündlichen gewähren können, weil Stottern eine anerkannte körperlich bedingte Sprechbehinderung sei. «Immer noch ist das Vorurteil weit verbreitet, dass Stottern eine psychisch bedingte Störung und Zeichen mangelnder Intelligenz ist. Stottern wird fälscherlicherweise gleichgesetzt mit einer geistigen Behinderung», sagte Heap. Dabei sei Stottern eine motorische Störung. Lehrer wüssten ebenso wie viele andere Menschen zu wenig über das Stottern.
«Manchmal merken die Lehrer vielleicht gar nicht, dass sie es mit einem stotternden Kind zu tun haben, weil es den Klassenclown spielt, sich nur knapp äußert oder gar nicht am Unterricht beteiligt», erklärte die Expertin. Deshalb sei Aufklärung dringend nötig. Im persönlichen Gespräch mit betroffenen Kindern und deren Eltern sollten Lehrer das Thema offen ansprechen und gemeinsam nach einer Lösung suchen, forderte Heap.
Rund 800 000 Menschen in Deutschland stottern. Etwa 80 Prozent der Mädchen und Jungen im Alter zwischen zwei und sechs Jahren haben den Angaben zufolge phasenweise Probleme mit flüssigem Sprechen. Meist verschwindet das Problem wieder. «Wenn Eltern aber meinen, dass ihr Kind längere Zeit nur mit Mühe spricht, sollten sie professionelle Hilfe in Anspruch nehmen und sich nicht vertrösten lassen», rät Heap.