KARRIEREWECHSEL Mata Hari aus Bottrop

Sie holt aus zum flotten Dreier: Neuerdings ist Ex-Porno-Star Kelly Trump TV-Moderatorin. Eine CD und die erste »richtige« Filmrolle werden folgen

Irgendwann war da dieser Albtraum. Er kam immer wieder. Immer dann, wenn sie nach einem langen Dreh im eigenen Bett lag. Sie träumte, jemand würde sie wecken und sagen: Kelly, komm jetzt, du bist dran, deine Szene. Dann schrie sie: Nein, ich will nicht. Und wachte auf. Kelly Trump, 31, Jeansrock, knappes Top in Tarnfarben, sitzt im »Vintage«, einem Weinlokal in Köln. Sie hat schöne grüne Augen, aber wenn man ihr das sagt, entgegnet sie: »Das kann nicht sein.« Dann fischt sie einen Spiegel aus der Handtasche und bemerkt, »ich hab so tote Augen«.

Seit Montag moderiert Kelly Trump auf RTL 2 »Late Night Fantasy«, jede Nacht drei Stunden, einen Mix aus erotischen Clips und Teleshopping für Sexspielzeug. »Wer könnte das besser als ich?« Kelly war Pornodarstellerin. Eine ziemlich berühmte. In Filmen, die sie »hochwertig« nennt, mit Handlung eben: Sie war die freizügige Version von Mata Hari und interpretierte die Monroe-Rolle in »Manche mögen?s heiß« neu. Seit April ist Schluss. Weil sie »keine Lust mehr« hatte und »die Leute dich nur noch als Porno-Tante sehen«.

Kelly Trump, bürgerlich Nicole, »Nachname lass mal weg«, wurde in Bottrop geboren. Mit 16 haute sie von zu Hause ab, weil ihr Stiefvater sie so schlug, dass sie »quer durchs Badezimmer« flog. Sie suchte ihren leiblichen Vater, den sie zehn Jahre nicht gesehen hatte. Und fand ihn schließlich in Wolfenbüttel. Er war Alkoholiker und völlig runtergekommen. Sie redeten drei Tage lang, dann ging Kelly. »Ich hab das nicht mehr ausgehalten.« Drei Jahre später war ihr Vater tot.

Damals arbeitete Kelly als Zahnarzthelferin und verdiente sich Geld dazu mit »Miss-Busen-Wahlen und so«. Eines Tages lockte sie eine Freundin zu einem Porno-Casting. Es folgten vier Wochen Dreh - auf Tobago: »Sowas hätte ich mir nie leisten können.« Da kam sie auch zu ihrem Künstlernamen: Alle nannten sie Kelly, nach Kelly Bundy aus der TV-Serie »Eine schrecklich nette Familie«.

Dabei ist sie keine Dumpfbacke. Kelly Trump hat sich all die Jahre selber gemanagt und war immer sparsam; heute besitzt sie zwei Eigentumswohnungen und Aktien. Die cremefarbenen Alberta-Ferretti-Schuhe, die sie unterm Tisch ausgezogen hat, ergatterte sie »im Schlussverkauf - von 750 runter auf 199 Mark«.

Ende September kommt ihre erste CD raus, »Secrets Of Love«, eine Art Kuschelrock für Menschen, die nicht nur kuscheln wollen. Und sie hat ihren ersten Kinofilm abgedreht: »Wie die Karnickel« von Ralf König. Sie spielt eine Porno-Queen, die von einem Biedermann derart obsessiv verehrt wird, dass dessen Frau ihn verlässt.Hat sie keine Angst vorm Image der ewigen Sex-Nudel? »Och«, sagt Kelly, »damit bin ich doch berühmt geworden.«

Ulrike von Bülow

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