Interview "Es war ein Versehen"

Eigentlich hatte er ja ein Bild von Jonathan Meese ersteigern wollen. Doch dann geriet Karl-Heinz Matheis an die Collage "Chinesen/Autobahn" von Thomas Bayrle - für den bislang höchsten Betrag der Auktion "SOS-Kunststück".

Wer steigert eigentlich bei SOS-Kunststück? Und wer bleibt dran bis zum Schluss? Da gibt es die echten Experten, die darauf hoffen, viel Kunst für wenig Geld zu ergattern. Die Spieler, die ständig bei Ebay rumklicken, heute ein Trinkgläser-Set, morgen einen Wintermantel und übermorgen auch mal ein Gemälde ersteigern. Die Autogrammjäger, die gern ein Bild von Schauspielern wie Hannelore Hoger oder Mariele Millowitsch hätten. Und nicht zuletzt die Wohltäter, die die SOS-Kinderdörfer unterstützen wollen.

Karl-Heinz Matheis, 57, Buchhändler aus Königswinter, versteht sich als Kunstfreund und Kinderdorf-Unterstützer zugleich. Er ersteigerte das bisher teuerste Bild der Auktion SOS-Kunststück: "Chinesen/Autobahn", eine raffinierte Collage von Thomas Bayrle, zum Preis von 2101 Euro.

Herr Matheis, warum haben Sie gerade diese Werk ersteigert?

Ich bin da ganz offen und ehrlich: Es war ein Versehen. Ich habe bei Ebay reingeguckt und wollte eigentlich die Arbeit von Jonathan Meese haben. Von dem besitze ich nämlich schon einige Werke, und ich mag seine Kunst sehr. Nun, wir wohnen auf dem Land und haben keinen ISDN-Anschluss. Und wir wussten nicht so genau, wie schnell unsere Gebote rüberkommen. Da beschlossen wir, es erst mal bei "Chinesen/Autobahn" zu probieren, als Testlauf sozusagen. Und danach bei Meese. Tja, ich bin nicht so fit in der Technik, zum Schluss muss man bei so einer Versteigerung ziemlich schnell sein, und bei Meese hat es leider nicht geklappt. Aber dann hatte ich plötzlich den Thomas Bayrle.

Kannten Sie den Künstler?

Ehrlich gesagt nicht so genau, Ich bin keinesfalls ein Kunstexperte. Aber Kunst interessiert mich und ich habe in meiner Wohnung um die hundert Bilder hängen. Den Namen Thomas Bayrle hatte ich schon mal gehört. Jetzt habe ich mich natürlich schlau gemacht und bin absolut glücklich mit meinem Kauf.

Wo wird das Bild hängen?

Das weiß ich noch nicht. Irgendwas werden wir abhängen müssen, denn die Wände sind alle voll.

Wie gefällt Ihnen SOS-Kunststück?

Das ist eine großartige Idee. Natürlich habe ich auch schon in die neue, vierte Staffel reingeguckt. Die ist ganz besonders interessant.

Werden Sie wieder mitsteigern?

Ich fürchte, ich muss mich jetzt zurückhalten. Natürlich bereue ich es nicht, dass ich den Bayrle ersteigert habe. Aber vor ein paar Wochen habe ich auf der Art Cologne auch noch die wunderbare Collage eines südafrikanischen Künstlers gekauft, komplett aus Plastiktüten. Jetzt sind meine Reserven erschöpft. Aber wer weiß. Vielleicht lasse ich mich doch wieder hinreißen.

Würden Sie etwas ändern am Modus der Versteigerung?

Es geht ja um die Kinder in den SOS-Kinderdörfern. Vielleicht würde noch mehr Geld zusammenkommen, wenn man sehen könnte, welches Kunstwerk von welchem Künstler ist und was von den Prominenten stammt. Es gibt ja auch viele Bieter, die nur auf die Bilder von Schauspielern oder Sängern scharf sind. Aber insgesamt ist das eine schöne Aktion.

Das Interview führte Anja Lösel

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