Es war Anfang Dezember, als in der spanischen Hauptstadt das Restaurant Robin Hood eröffnet hat. Unter der Leitung des 80-jährigen katholischen Priesters Ángel García Rodriguez setzt es ein Konzept um, das von wunderbarem Erfolg gekrönt ist. Kein Wunder, dass den Priester alle "Vater Engel" nennen. Dem Restaurant liegt das klassische Robin-Hood-Prinzip zugrunde, nur dass niemand dabei zu schaden kommt. Dadurch dass Frühstücks- und Mittagsgäste ihre Rechnung begleichen, finanzieren sie das Essen abends für Gäste ohne Geld. Obdachlose, die sich einen Restaurantbesuch nicht leisten können.
"Ich möchte, dass sie ebenso in Würde essen können wie andere Gäste", sagte Priester Ángel zu der amerikanischen Journalistin Lauren Freyer, die für NPR eine Reportage über das Robin Hood gemacht hat. "Die gleiche Essensqualität, Kristallgläser, kein Plastik, in einer freundlichen Atmosphäre mit Unterhaltung."
Das Robin Hood wurde zum meist nachgefragten Restaurant für Mittagstisch. Es hat Personal von Luxushotel abgeworben. Starköche stehen Schlange, um einmal pro Woche dort kochen. Bis Ende März ist mittags kein Tisch mehr frei.

Erinnerungen an bessere Zeiten werden wach
Luis Gallardo, ein Obdachloser, der in zwei Mänteln den Laden betrat, während Freyer vor Ort war, sagt, das Abendessen erinnere ihn an frühere Weihnachtsfeiern, bevor seine Firma Pleite ging und er 60 Menschen entlassen musste. Die Kellner hatten eine Pilz-Consommé aufgetischt, gefolgt von Putenbraten und Kartoffeln. Zum Nachtisch wahlweise Vanillepuddung oder Joghurt.
Draußen hängt ein Schild mit Konditionen. Gäste dürfen singen, wenn sie möchten, solange sie andere Kunden damit nicht stören. Sie können das kostenlose Wlan nutzen und sich ein Mobiltelefon leihen, wenn sie einen Anruf machen möchten. Sie dürfen eigenes Essen mitbringen und nur Getränke bestellen, wenn sie das vorziehen. Und die können die Küche für eine Geburtstagsparty oder andere Feiern nutzen.
Pater Ángel, Gründer der lokalen Hilfsorganisation Friedensboten, hat um die Ecke auch eine verlassene Kirche in eine Art Gemeindezentrum umgewandelt. Es ist die einzige Kirche in Madrid, die 24 Stunden lang geöffnet ist. Dort gibt es kostenlos Kaffee, Fernseher und Schlafplätze. Er selbst oder ein Kollege hält täglich eine Messe.
In Spanien liegt die Zahl der Arbeitslosen bei rund 20 Prozent. Im Robin Hood werden jeden Abend in zwei Schichten mehr als 100 Menschen satt. Freiwillige kommen, um dort Dienste zu übernehmen. Zum Beispiel Nieve Cuenca, eine Dame in Rente, die einmal pro Woche in der Küche aushilft. Als die Spülmaschine den Geist aufgibt, wäscht sie alles per Hand ab. "Ich liebe diese Arbeit. Es ist das beste, was ich in meinem ganzen Leben gemacht habe", sagt sie, die Arme bis zu den Ellbogen in Spülwasser.