Methamphetamin Aufgeputscht in den Blitzkrieg: Hitler, die Wehrmacht und die Drogen

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Damit die Wehrmachtssoldaten tagelang kämpfen können, gab die Führung massenweise Methamphetamin an sie aus: Das Präparat Pervitin trug zum fatalen Mythos einer Super-Armee bei.
Schwarzweiß Bild eines Mannes
Ein Panzerkommandant während eines Einsatzes bei Kaluga. Anders als beim "Blitzkrieg" im Westen wurde Pervitin an der Ostfront nicht mehr primär zum Stürmen, sondern vor allem zum schieren Durchhalten eingesetzt, erklärt Norman Ohler, Autor des Buches "Der totale Rausch"
© Scherl / SZ Photo / Picture Alliance

Herr Ohler, die Wehrmacht orderte 1940 rund 35 Millionen Tabletten des Methamphetamins "Pervitin" in Vorbereitung auf den Westfeldzug gegen Frankreich. Sind deutsche Soldaten enthemmt und aufgeputscht durch diese Drogen in das Nachbarland einmarschiert? 
Norman Ohler: Heute lässt sich nicht rekonstruieren, wie viele Soldaten genau Pervitin genommen haben, aber wir können davon ausgehen, dass es sich um einen substanziellen Teil des Heeres gehandelt hat, also um Millionen Männer. Der Drogeneinsatz hatte System: Im April 1940 gab die Wehrmacht an die Truppenärzte, Korpsärzte und leitende Sanitätsoffiziere den sogenannten "Weckmittel-Erlass" aus.

Dieser Erlass beschreibt Pervitin als "Arzneimittel", das das Schlafbedürfnis beseitigt. Als Dosierung wurde eine Tablette am Tag empfohlen. Je nach Bedarf konnten aber auch alle drei bis vier Stunden zwei Tabletten genommen werden. 
Damit war die deutsche Wehrmacht die erste Armee der Welt, die auf eine chemische Droge setzte. Pervitin wurde standardmäßig in der Sanitätsausrüstung eingeführt. Verteilerlisten aus dem Zweiten Weltkrieg zeigen, dass die Tabletten in Vorbereitung auf den Westfeldzug nicht an alle Divisionen gleichmäßig ausgehändigt wurden, sondern insbesondere an die Panzereinheiten gingen. Schließlich kam denen im Mai 1940 beim Vorstoß in Frankreich – dem "Blitzkrieg" – eine besondere Bedeutung zu.

Erschienen in GEO Epoche Nr. 133 (2025)