Die meisten Kindertage kennen kaum Leerlauf: morgens Kita oder Schule. Mittags Schwimmunterricht oder Judo, dazwischen ein schneller Logopädie-Termin, am Wochenende Geburtstagsfeiern. Und doch überfällt sie fast alle Kinder regelmäßig: Langeweile. Quälender Verdruss, zäh wie Kaugummi. "Langeweile ist ein hochunangenehmer Gefühlscocktail aus Müdigkeit, Stress, Unruhe und dem Gefühl, dass ein Augenblick ewig dauert", schreibt die Soziologin und Langeweileforscherin Silke Ohlmeier in ihrem Buch "Langeweile ist politisch".
Die Wissenschaftler James Danckert und John Eastwood vergleichen Langeweile sogar mit Schmerz: Wenn ein Kind etwa eine heiße Herdplatte berührt, zeigt der Schmerz ihm blitzschnell, dass die Situation gefährlich ist. Die Funktion von Langeweile ist ähnlich: Sie soll das Kind nicht quälen, sondern gibt ihm ein deutliches Signal. Hier will jemand nicht im jetzigen Zustand verharren, sondern will etwas anderes tun, etwas Sinnvolleres oder Spannenderes. Aber genau das schafft das Kind gerade nicht – und klagt darüber lautstark und missmutig.
Für Eltern kommt damit eine schwierige Frage auf: Sollten sie sich einmischen, wenn ihr Kind sich langweilt? Und wenn ja: Auf welche Weise helfen sie ihm wirklich?