5 Fragen an Wolfgang Gründinger "Alter ist Ansichtssache"

Fünf Fragen, fünf Antworten: Im Interview spricht der 27-jährige Autor Wolfgang Gründinger von seinen Vorbereitungen für das Alter und das besondere Verhältnis zu seiner Großmutter.

1. Wir alle beschäftigen uns mit dem Älterwerden. Ab wann beginnt für Sie das Alter?
Alter ist Ansichtssache. Goethe wurde im Alter von 53 als "edler Greis" verehrt. Meine Mutter ist vor kurzem 53 geworden. Wie ein edler Greis kommt sie mir nicht vor. Wir leben heute länger und bleiben länger fit als früher. Das muss man mit bedenken, wenn man über demografischen Wandel diskutiert. Immer nur über den steigenden "Altersquotienten" zu sprechen, ohne darauf hinzuweisen, dass ein 60jähriger heute gesünder und geistig reger ist als ein 60jähriger zu Nachkriegszeiten, ist ein verengter Blick.

2. Wenn Sie es sich aussuchen könnten, wie alt wären Sie dann gerne? Mit anderen Worten: Was ist Ihr persönliches Lieblingsalter? Warum?
Ich fühle mich momentan ganz wohl in meiner Haut. 27 ist ein gutes Alter. Es kommt aber natürlich immer drauf an, was man daraus macht und welche Möglichkeiten man hat. Daher ist es wichtig, dass alle jungen Menschen von früh an bestmöglich gefördert werden – durch ausreichende Krippen und Kitas mit qualifizierter Betreuung, durch die besten Schulen mit den besten Lehrkräften, durch eine entschlossene Ausbildungs- und Arbeitsmarktpolitik, die jungen Leuten unter die Arme greift.

Welcher ältere Mensch begeistert Sie? Und ist sogar vielleicht Ihr Vorbild? Warum?
Meine Oma hat eine riesige Familie großgezogen, in schweren Zeiten. Dafür habe ich einiges an Respekt. Ein anderer Mensch, der mich bewegt, ist Hildegard Schooß. Sie hat die ersten Mütterzentren und Mehrgenerationenhäuser gegründet, in denen sich Jung und Alt gegenseitig helfen und füreinander da sind. Das ist gelebte Generationensolidarität.

Was ist Ihr Traum fürs Alter? Und was Ihr Alptraum?
Wenn ich daran denke, im Alter von meiner Rente nicht leben zu können, und nicht mehr so gesund und fit zu sein, dann macht mir das Angst. Ich hoffe, ich werde – wie einst Peter Fox – in meinem Haus am See sitzen, meine hundert Enkel spielen Kricket auf dem Rasen, und meine Enkeltochter wird mich fragen: Opa, was hast du eigentlich dafür getan, dass ich noch genauso in meinem Haus am See sitzen kann, wenn ich einmal alt bin? Und ich möchte ihr keine Antwort schuldig bleiben.

Bereiten Sie sich auf Ihr Alter vor?
Es ist das Privileg der Jugend, noch nicht so sehr übers Alter nachdenken zu müssen. Aber ich bin mir sicher: Wer sich in seinem Leben dafür einsetzt, die Welt ein Stück besser zu hinterlassen, der hat etwas, auf das er zurückschauen kann.

Zur Person

David Ausserhofer/Körber-Stfitung Wolfgang Gründinger, Jahrgang 1984, promoviert an der Berlin Graduate School of Social Sciences über den Einfluss von Interessengruppen in der Energiepolitik. Der Politik- und Sozialwissenschaftler hat sich als »Anwalt der Jugend« (E. U. von Weizsäcker), »Deutschlands Vorzeige-Mittzwanziger« (DER SPIEGEL) und »Jugend-Lobbyist« (Frankfurter Rundschau) einen Namen gemacht. Das Handelsblatt-Karrieremagazin zählte ihn zur »jungen Elite Deutschlands«. Die Zeit Campus wählte ihn unter die »100 Studenten, von denen wir noch hören werden«

Gründinger ist Sprecher der Stiftung für die Rechte zukünftiger Generationen und Mitglied im Think Tank 30 des Club of Rome. Bisher erschienen von ihm »Lobbyismus im Klimaschutz«, »Aufstand der Jungen« und »Die Energiefalle«. Im Herbst erscheint in der edition Körber-Stiftung sein neuster Titel »Wir Zukunftssucher. Wie Deutschland enkeltauglich wird«. Wolfgang Gründinger lebt in Berlin und im Internet.