Psychologie Diese fünf Tipps erleichtern den Umgang mit arroganten Menschen

Eine Illustration zeigt eine arrogante Chefin auf einem Stuhl, die drei Menschen anschreit.
Gegenüber arroganten Menschen helfen manchmal nur noch Stopper-Sätze wie: "Das sehe ich anders" oder "Ihre Kommentare erlebe ich als herablassend" 
© Elada Vasilyeva / Imago Images
Arrogante Menschen sind unangenehme Gesprächspartner. Doch wir müssen mit ihnen umgehen, etwa im beruflichen Kontext. Psychologin Baha Meier-Arian erklärt, wie das gelingen kann.

Meist hinterlassen sie ein Gefühl der Ohnmacht. Sie schüchtern uns ein, weil sie dominant auftreten, Macht demonstrieren und uns vor anderen bloßstellen: Arrogante Menschen machen uns das Leben schwer. Ihre Überheblichkeit scheint unsere Kompetenz infrage zu stellen, das kann verunsichernd wirken. Die guten Argumente, um die wir vielleicht in anderen Situationen nicht verlegen sind, fallen uns dann erst später ein. 

Im privaten Kontext können wir versuchen, herablassenden Personen aus dem Weg zu gehen. Wir können an Weihnachten den Raum wechseln, wenn der nervige Onkel auftaucht, uns die neunmalkluge Schwester zutextet. Wir wissen: zwei Stunden noch, dann fahren wir. Komplizierter ist es im beruflichen Kontext, wo wir unter Umständen gezwungen sind, mit arroganten Menschen zusammenzuarbeiten. Je weniger wir von ihnen abhängig sind, desto besser können wir ihnen ausweichen. Doch wenn enge Mitarbeitende oder der Chef dominant und großmäulig auftreten, sind andere Strategien gefragt. Wir verraten Ihnen, was Ihnen im Umgang mit herablassenden Gesprächspartnern hilft.

Analysieren Sie: Was passiert hier gerade?

Wer mit einer arroganten Person zu tun hat, sollte zunächst seine eigene Reaktion reflektieren. Das setze voraus, sagt die Psychologin und Coachin Baha Meier-Arian, dass man einen guten Zugang zu sich selbst habe und sich ehrlich befrage: "Was stört mich an dieser Person, welche Gefühle löst sie in mir aus, was verunsichert mich? Stört es mich, dass ich nie ausreden kann? Werde ich gedemütigt und wenn ja, auf welche Weise? Je genauer Sie den Umgang analysieren, desto besser können Sie in einem späteren Gespräch für die eigenen Bedürfnisse einstehen." Baha Meier-Arian rät ihren Klienten dazu, schriftlich festzuhalten, was sie wahrnehmen und was sich ändern muss, damit sie das Gefühl haben, auf Augenhöhe zu kommunizieren.

Lernen Sie Ihr Gegenüber einzuschätzen

Wenn Sie mit einem arroganten Menschen zusammenarbeiten, der vielleicht nicht Ihr Chef, sondern eine Kollegin oder ein Kollege ist, kommen Sie um ein Gespräch nicht herum. Dasselbe gilt für enge Verwandte oder Bekannte. "Um solchen Personen besonnen begegnen zu können, sollten Sie versuchen, sich in sie hineinzuversetzen", rät Baha Meier-Arian und räumt ein, dass niemand große Lust habe, sich empathisch in jemanden einzufühlen, der einen eben noch heruntergeputzt hat. Doch wer wütend oder hasserfüllt das Gespräch suche, würde sich nur die eigenen Vorurteile bestätigen, erklärt die Psychologin und Coachin: "Denken Sie darüber nach, woher die arrogante Person kommt. Was könnte sie geprägt haben, welche Vorbilder hat sie?" Jede Ahnung kann uns helfen, die Stärken und Schwächen unseres Gegenübers besser einzuschätzen.

Arroganz ist immer eine Inszenierung. Sie lebt von der Übertreibung und kann verschiedene Ursachen haben. Manche Menschen überspielen auf diese Art und Weise ihre Unsicherheit. Andere geben sich arrogant, um unnahbar zu wirken und sich selbst zu schützen. Oder aber jemand ist als vermeintlicher Prinz oder Prinzessin aufgewachsen in einem Haushalt, in dem schon der Vater selbstherrlich aufgetreten ist oder eine narzisstische Mutter geherrscht hat. Baha Meier-Arian sagt: "Wurde Selbstüberschätzung schon in der Kindheit gelernt, wird sie als normal erlebt und erst reflektiert, wenn jemand sagt: 'Hey, fällt dir eigentlich auf, dass dein Verhalten arrogant wirkt?'"

Bleiben Sie sachlich im Gespräch

Im Gespräch mit arroganten Menschen sollte man möglichst nicht auf Provokationen reagieren, rät Meier-Arian. Ganz gleich, wie demütigend oder unverschämt manche Sätze wirken mögen, man sollte sich nicht auf diese persönliche Ebene einlassen. "Erinnern Sie sich daran, worum es eigentlich in diesem Gespräch gehen sollte, und reagieren Sie nur auf fachlicher Ebene." Sollte man nicht zu Wort kommen und ein sachlicher Austausch nicht mehr möglich scheinen, helfen der Expertin zufolge entschiedene Stopper-Sätze wie: "Das sehe ich anders" oder "Ihre Kommentare erlebe ich als herablassend". Und dann? In Ich-Botschaften aussprechen, was einen stört, empfiehlt Meier-Arian. Sätze seien dann vonnöten, die genauso klar sind wie die Aussagen dahinter: Hier sind meine Grenzen. An diesen Stellen wünsche ich mir einen respektvolleren Umgang.

Gregor Peter Schmitz mit den Buchstaben GPS

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Reduzieren Sie den Kontakt aufs Nötigste

Worin wir im Laufe des Lebens besser werden? Energieräubern ausweichen, zu denen arrogante Menschen definitiv zählen. Kann sein, dass manche Großmäuler ins Grübeln geraten, wenn wir ihnen den Spiegel vorhalten. Andere vielleicht nicht. Sobald Sie das erkannt haben, sorgen Sie für sich selbst und reduzieren den Kontakt, wenn es logistisch möglich sein sollte. Da sich arrogante Menschen von der Aufmerksamkeit anderer ernähren, wird es sie irritieren – was Sie nicht weiter beschäftigen muss. Hauptsache, Sie konzentrieren sich auf den Austausch mit Menschen, die Ihnen guttun. 

Bilden Sie ein Netzwerk gegen arrogante Störer

Sie haben mehr Respekt eingefordert, Ihre Grenzen klar formuliert, und es hat sich nichts geändert? Dann ist es an der Zeit, sich zu verbünden. Wer immer wieder einer bestimmten Person ausgesetzt ist, die mit ihrer herablassenden Art schlechte Vibes verbreitet, sollte sich im Umfeld umhören und herausfinden, wem es ähnlich ergeht, rät Baha Meier-Arian. "Setzen Sie sich mit anderen zusammen und entwickeln Sie gemeinsam eine Strategie, wie Sie sich gegen die Respektlosigkeiten der arroganten Person wehren können."

Wir mögen in einer Zeit leben, in der arrogante Menschen immer salonfähiger zu werden scheinen. Gleichzeitig aber ist unsere Wahrnehmung schärfer denn je: Grenzüberschreitungen erkennen wir klar. Und es liegt an uns, sie hinzunehmen oder aufzubegehren. Die Psychologin Baha Meier-Arian sagt: "Wenn wir nicht ansprechen, was wir beobachten, ändert sich nichts."

Baha Meier-Arian ist Psychologin und Coachin mit Praxis in Ulm. 2020 erschien von ihr "Charaktere des Alltags – Wegweiser durch die Suppe des Lebens" im Novum Verlag.

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