Geburt und Tod Astrid ist Geburts- und Trauerbegleiterin: "Ich bin dabei, wenn Kinder geboren werden und wenn sie sterben"

Seit 2020 gibt es das Münchner Sternenkind Netzwerk. Dort ist Astrid Gosch-Hagenkord als Projektkoordinatorin und Trauerbegleiterin tätig
Seit 2020 gibt es das Münchner Sternenkind Netzwerk. Dort ist Astrid Gosch-Hagenkord als Projektkoordinatorin und Trauerbegleiterin tätig
© Privat
Astrid Gosch-Hagenkord brachte vor fast 18 Jahren ihre Tochter tot zur Welt. Danach krempelte sie ihr Leben um, wurde Trauerbegleiterin und Geburtsbegleiterin, eine "Doula". Wie ist es, gleichzeitig so nah am Leben und am Tod zu sein?

Vor fast 18 Jahren ist Ihre Tochter gestorben. Hatten Sie davor schon Kontakt mit dem Tod?
Das war Neuland für mich. Einmal habe ich die verstorbene Freundin meiner Eltern gesehen. Andere Erfahrungen gab es nicht, außer noch ein Haustier, das gestorben ist. Zudem habe ich im Verlagswesen gearbeitet. Mit dem Thema Tod hatte ich weder privat noch beruflich etwas zu tun. 

Zwei Tage vor dem berechneten Geburtstermin haben Sie erfahren, dass Ihre Tochter nicht mehr lebt. Was haben Sie in dem Moment gefühlt?
Als hätte mir jemand den Boden unter den Füßen weggezogen. Zum Glück hatte ich eine gute Hebamme an meiner Seite. Als sie und auch ihre Kollegin keine Herztöne gefunden haben, hat sie ganz ruhig gesagt, dass es sein kann, dass meine Tochter tot ist. Wie sie es gesagt hat, war gut. Nicht beschönigend, aber auch nicht dramatisierend. Einfach klar und ruhig. Als es dann bestätigt wurde, fühlte ich mich wie in Watte gepackt. Es dauert, bis so eine Nachricht zu einem durchdringt. 

Sie haben Ihre Tochter im Geburtshaus zur Welt gebracht. Wie war das?
Es war eine intensive, sehr schmerzhafte Geburt. Und trotz allem schön. Das mag sich komisch anhören, aber es war das Einzige, was ich mit meiner Tochter zusammen noch erleben konnte. Als ich sie in den Armen hielt, musste ich weinen, auch weil ich mich so gefreut habe, dass sie da ist. Die Endorphine haben ihre Wirkung gezeigt. Dann durften mein Mann und ich eine Nacht dort verbringen und uns in Ruhe verabschieden.