Gegen das Klischee Was im Umgang mit Narzissten hilft

  • von Katharina von der Leyen
Narzissmus Symbolbild. Eine ausgestreckte Hand, auf der steht "Ich möchte bewundert werden"
In die narzisstische Psyche eingeschrieben: Bewundert mich!
© Katharina Brandt / Alamy Stock Photo
Anders als das Klischee vermittelt, sind Narzissten keine hoffnungslosen Fälle. Wie eine gute Kommunikation gelingt und wann nichts mehr hilft. Eine Gebrauchsanleitung.

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Es ist leicht, sich in einen Narzissten zu verlieben. Der Narzisst ist der Verführer schlechthin: Anfangs charmant, selbstbewusst und schillernd, legt er sich emotional unglaublich ins Zeug und zieht einem mit sicherem Griff den Boden unter den Füßen weg. Ich kenne mich aus, ich habe mir mein Leben lang Beziehungen ausschließlich nach dem Konzept der Superlative ausgesucht: Düsenjetpiloten, Rockstars, Superhelden oder Hippie-Gurus entfachen meine Aufmerksamkeit. Mich faszinierte immer das Monothematische, Besessene dieser Männer, diese totale Hingabe zu einer Sache – auch wenn das häufig bedeutet, dass sie der Entwicklung ihrer Beziehungsfähigkeit nur wenig Raum einräumen: Hauptsache, ihre Motive brennen wie Zunder.

Die Welt ist bunter mit Narzissten, denn häufig sind sie kreativ oder künstlerisch und an gesellschaftlichen Normen wenig interessiert, auf jeden Fall betörend und manipulativ. Mit ihnen gerät man in einen Strudel aus Leidenschaft und wilden Gefühlen, wird mit Aufmerksamkeit, Zuwendung und schmeichelhaften Projektionen überschüttet – und findet sich gleichzeitig in einem ständigen Kampf zwischen Nähe und Distanz wieder, mit rauschhaften Höhen und Tiefen, Verzweiflung und Leidenschaft: Es ist der Stoff, aus dem großes Kino gemacht wird. 

Es ist schwer, mit einem Narzissten zu leben oder sie überhaupt verstehen oder lesen zu können. Narzissten geben ständig Rätsel auf. Sie wirken einen Moment lang charmant und zugewandt und sind im nächsten Moment so vollkommen uninteressiert daran, was in uns vorgeht, dass man kaum fassen kann, dass man einen anderen so kalt lässt. Durch ihre Ich-Bezogenheit sind Narzissten immer wieder sehr verletzend – sie darauf hinzuweisen, nützt allerdings wenig: Selbstreflexion gehört nicht zu ihren Markenzeichen. Der Narzisst hat kein Problem mit seinem Verhalten – das haben immer nur die anderen.