Wenn Pflegekräfte am Ende ihrer Kräfte sind, landen sie nicht selten bei ihr. Ivonne Mohr arbeitet seit 30 Jahren in der Pflege. Und in ihrer Freizeit schiebt sie einen anderen Dienst – am Hilfetelefon, das extra für die Helfer im Gesundheitswesen eingerichtet worden ist.

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Es sei nötig, meint Mohr. Seit die Arbeit immer mehr und das Personal immer weniger wird, glaubt sie, kommen sie im Gesundheitswesen kaum noch dazu, das Erlebte zu verarbeiten. Sie will das ändern. Betrieben wird der Telefon-Service von dem Münchner Verein "Psychosoziale Unterstützung Akut".
Ivonne Mohr spricht mit der Belegschaft über das, was sonst unbesprochen bleibt
Pflegekräfte wie Mohr oder auch Ärzte hören sich an, was ihre Kolleginnen und Kollegen belastet. Manchmal bleibt es beim Telefonat, hin und wieder fahren Mohr und die anderen in Praxen oder Pflegeheime und sprechen mit der Belegschaft über das, was sonst unbesprochen bleibt. Seit Corona kommen mehr Anrufe. Anfangs hörte Mohr oft von der Angst, dem Virus schutzlos ausgeliefert zu sein. Später fuhr sie zu Heimen, in denen das Personal dabei zusehen musste, wie Bewohner am Virus starben, ohne sich von Angehörigen verabschieden zu können.
Nun trifft sie auf Intensivmediziner, die nicht mehr können, aber sich weiter für Patienten aufreiben, die das Virus so viel weniger ernst nehmen als das Personal. Ivonne Mohr hört zu, bewertet nicht, zeigt Verständnis. "Ich kann nicht beeinflussen, wie viele Ungeimpfte in den Kliniken liegen", sagt sie, "aber ich kann helfen, dass darüber gesprochen wird, dass die Beschäftigten im Gesundheitswesen ihren Frust mal loswerden." Manchmal, weiß Mohr, hilft schon das.