Papst Johannes Paul II. hat einen Vergleich zwischen dem Holocaust und der Abtreibung gezogen. In seinem neuen Buch, dessen deutsche Übersetzung in etwa "Gedächtnis und Identität: Gespräche zwischen Jahrtausenden" lautet, schreibt das Oberhaupt der katholischen Kirche, ein rechtmäßig gewähltes Parlament habe die Wahl Adolf Hitlers in den 30er Jahren ermöglicht und ihn mit der Macht ausgestattet, die der Einrichtung von Konzentrationslagern und der so genannten Endlösung den Weg bereitet hätten.
Heutzutage müssten die gesetzlichen Regelungen zur Abtreibung in Frage gestellt werden, fährt der Papst fort. "Parlamente, die solche Gesetze schaffen und verkünden, müssen sich darüber im Klaren sein, dass sie ihre Machtbefugnisse überschreiten und in einem offenen Konflikt mit dem Gesetz Gottes und dem Gesetz der Natur verharren." Das Buch ist im wesentlichen eine Mitschrift von Gesprächen, die Johannes Paul II 1993 auf polnisch mit dem befreundeten Philosophen Krzysztof Michalski und dem inzwischen verstorbenen Geistlichen Jozef Tischner führte.
In diesem Zusammenhang kritisiert der Papst zudem die Schwulenehe: "Und auch an anderen schweren Formen der Verletzung der Gesetze Gottes fehlt es nicht. Ich denke zum Beispiel an den starken Druck des Europäischen Parlaments, homosexuelle Verbindungen anzuerkennen als alternative Form der Familie. Es ist zulässig und sogar geboten, sich zu fragen, ob nicht hier - vielleicht heimtückischer und verhohlener - wieder eine neue Ideologie des Bösen am Werk ist, die versucht, gegen den Menschen und gegen die Familie sogar die Menschenrechte auszunutzen."
In den persönlichsten Passagen schreibt der gebürtige Pole, wie ihm sein Glaube geholfen habe, die Schmerzen nach dem Attentat von 1983 zu ertragen. Er erinnere sich an die Fahrt ins Krankenhaus. "Ich war für einige Zeit bei Bewusstsein. Aber ich hatte ein Gefühl, dass ich überleben würde. Ich litt, ich hatte Grund, mich zu fürchten, aber ich hatte dieses sonderbare Gefühl von Vertrauen."
In dem 224-Seiten-Werk, das fünfte des Papstes, soll Ende Februar in Italien erscheinen.