Die große Mehrheit der Jugendlichen und jungen Erwachsenen denkt in Finanzfragen einer Umfrage zufolge grundsolide. Rund 80 Prozent sind etwa der Ansicht, mit der Altersvorsorge nicht früh genug anfangen zu können, wie eine am Donnerstag vorgestellte Studie im Auftrag des Westdeutschen Rundfunks ergab. Tatsächlich legt der allergrößte Teil von ihnen auch Geld zurück - viele allerdings vor allem für kurzfristige, konkrete Ziele.
Der repräsentativen Umfrage zufolge sind an Finanzen 75 Prozent der 14- bis 29-Jährigen etwas oder sehr interessiert. Gar nicht interessiert zeigten sich demnach gerade einmal 4,5 Prozent. Obwohl die allermeisten (95 Prozent) das Thema für besonders wichtig halten, empfinden es viele auch als belastend (63 Prozent). In der Gesamtbevölkerung werde das Thema hingegen nur von 50 Prozent belastend empfunden.
Die meisten Befragten (79 Prozent) zeigten sich überzeugt, dass sie mit Geld gut umgehen können. Allerdings sagten 21 Prozent, dass dies bei ihnen nicht der Fall sei. Ihr eigenes Finanzwissen schätzen die meisten jungen Menschen demnach gut ein, das ihrer Altersgenossen halten sie allerdings für weniger gut.
Laut Studie legen 74 Prozent der Jugendlichen und jungen Erwachsenen Geld auf die hohe Kante, "um Rücklagen zu haben". Andererseits sparen ebenfalls rund 74 Prozent für bestimmte größere Anschaffungen. Immerhin 34 Prozent nannten aber bereits ihre künftige Rente als Spargrund. 18 Prozent der Befragten gaben allerdings auch an, ihnen bleibe nichts zum Sparen übrig.
Als Hauptinformationsquellen bei Finanzfragen nannten jeweils 80 Prozent der befragten jungen Leute die Eltern, die Bank und das Internet. Lediglich jeder Vierte gab als Informationsquelle die Stiftung Warentest oder die Verbraucherzentralen an. Überdurchschnittlich war zudem das Vertrauen der Befragten in Anlageberater bei Banken.
So bezeichneten 53 Prozent die Bank als "sehr verlässlich" - noch knapp vor den Eltern (52 Prozent) und den Finanzdienstleistern/Finanzberatern (49 Prozent). Von der Gesamtbevölkerung hingegen erhielten die Finanzberater schlechte Noten - nur jeder Fünfte hält sie für verlässlich.
"Die Studie zeigt, dass die Jugendlichen und jungen Erwachsenen im Vergleich zur Gesamtbevölkerung sogar mehr Interesse haben, sich mit Finanzthemen zu beschäftigen", erklärte der Bamberger Finanzwissenschaftler Andreas Oehler, der die Studie wissenschaftlich begleitete. "Ihr Wissen ist gut ausgeprägt. Sie kennen sich aus."
Einer weiteren am Mittwoch veröffentlichten Studie der Deutschen Bank zufolge sparen Jugendliche und junge Erwachsene dieses Jahr wieder deutlich mehr als 2010. Von durchschnittlich 503 Euro, die ihnen monatlich zur Verfügung standen, legten sie demnach 112 Euro auf die Seite. Das sei 14 Prozent mehr gewesen als vergangenes Jahr. Die Sparrate habe damit 22 Prozent betragen - fast doppelt so hoch wie die der Gesamtbevölkerung im Jahr 2010.

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Der WDR befragte für die Studie "Ohne Moos nix los - Wie junge Menschen über Geld und Finanzen denken" 1017 jungen Menschen in Nordrhein-Westfalen. Die Ergebnisse wurden mit den Einstellungen der Gesamtbevölkerung in dem Bundesland verglichen. Sie lassen dem WDR zufolge auch Aussagen über Trends für die Gesamtbevölkerung in Deutschland zu. Die Deutsche Bank befragte für ihre Umfrage 1000 Menschen zwischen 14 und 25 Jahren.