Mission nach Suizidversuch Kevin sprang von der Golden Gate Bridge – und überlebte

Er leidet an Depressionen und ist ihnen einen Moment lang erlegen: Kevin Hines sprang von der Golden Gate Bridge. Wie durch ein Wunder überlebte er seinen Fall – und möchte seither anderen helfen, sich auf Lebenskrisen vorzubereiten.

Kaum hatte Kevin Hines das Geländer überwunden, bereute er es bereits. Doch es war zu spät, er stürzte von der Golden Gate Bridge auf das betonharte Wasser des Pazifiks mehr als 60 Meter unter ihm. "Noch nie in meinem Leben hatte ich solche Schmerzen", erinnert sich der Amerikaner in einem Video. Dass er sich erinnern kann, dass er seinen Sprung vor gut zwölf Jahren überlebte, macht ihn zu einer der Ausnahmen: Die Golden Gate Bridge trägt den hässlichen Beinamen "Brücke der Selbstmörder" und 99 Prozent der Menschen, die sie als Ort für einen Freitod aufsuchen, sterben durch den Sprung.

An jenem Morgen im September 2003 ging es Kevin besonders schlecht. Seine Gehirn manipulierte ihn, wie er es heute beschreibt. Er redete sich ein, für alle Menschen eine Last zu sein, beziehungsweise gar nicht wahrgenommen zu werden. Auf der Brücke bat ihn eine Touristin, ein Foto zu machen, bedankte sich anschließend und ging weiter. Auch dieser alltägliche Vorgang wirkte auf Kevin wie eine Bestätigung.

Intensive Auseinandersetzung mit der Depression

Inzwischen weiß Kevin besser Bescheid. Er hat gelernt, sich zu schützen, denn Depressionen hat er nach wie vor. Aber er kann besser mit ihnen umgehen. Drei Jahre lang war er nach dem Suizidversuch in Krankenhäusern und in der geschlossenen Psychiatrie. Dort heilten nicht nur die gebrochenen Wirbel und Beckenknochen, er fand auch einen Weg, sich mit Medikamenten und einem regelmäßigen Tagesablauf zu stabilisieren. Er hat sich mit seiner Krankheit intensiv auseinandergesetzt und begann, eine Mission zu entwickeln: Menschen mit ähnlichen Problemen und Symptomen zu helfen.

Er hält Vorträge, in denen er von seinem Kampf mit den Depressionen berichtet. Er spricht vor Kriegsrückkehrern, die durch ihre traumatisierenden Erfahrungen mit ihrem Leben hadern. Und wenn er anschließend hört, dass seine Worte jemanden vom Suizid abgehalten haben, ist er glücklich. Nun hat Kevin Hines ein aktuelles Video mit Buzzfeed gedreht, in der Hoffnung, noch viele weitere Menschen zu erreichen. 

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Sie haben suizidale Gedanken? Hilfe bietet die Telefonseelsorge. Sie ist anonym, kostenlos und rund um die Uhr unter 0 800 / 111 0 111 und 0 800 / 111 0 222 erreichbar. Auch eine Beratung über E-Mail ist möglich. Eine Liste mit bundesweiten Hilfsstellen findet sich auf der Seite der Deutschen Gesellschaft für Suizidprävention. </b>

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