Weihnachten Jedes Jahr fahre ich zu meiner Familie – dieses Jahr wird es das letzte Mal sein

Die Weihnachtstage sollen Entspannung bringen. Für unseren Autor bedeuten sie Angst. Er will den Kontaktabbruch mit seinen Eltern und fragt eine Familienberaterin um Rat.
Gute Miene machen: Der Kontaktabbruch mit den eigenen Eltern kann befreiend sein (Symbolbild)
Gute Miene machen: Der Kontaktabbruch mit den eigenen Eltern kann befreiend sein (Symbolbild)
© PBNJ Productions / Plainpicture

Es gibt viele Dinge, die mir Angst machen. Im Alter allein zu sein, Lungenkrebs, meinen Job zu verlieren, komisch zu sein, verraten zu werden ...

Vor anderen Menschen habe ich im Allgemeinen keine Angst. Eigentlich. Vor einer Person aber fürchte ich mich: meinem Stiefvater.

Wenn er mich anruft und sein Name auf meinem Handy erscheint, merke ich, wie sich mein Herzschlag und meine Atmung beschleunigen.

In meiner Brust steigt diese Panik auf, die ich aus Kindertagen kenne. Ich bin wieder im Überlebensmodus.

"Hi! Geht's dir gut? Ich wollte mal wissen, wann genau ihr an Weihnachten kommt?"

"Hi! Mir geht's gut. Dir auch? Wir kommen wahrscheinlich so um die Mittagszeit am 26."

An der Oberfläche führen wir ein ruhiges Telefonat. In Wahrheit ist es ein Schauspiel. Was ich sagen und wie ich mich verhalten muss, hat mir mein Stiefvater zehn Jahre lang beigebracht.