Der Vatikan hat die schon lange erwartete Erklärung zu Homosexualität und Priesteramt veröffentlicht. In dieser Instruktion des Heiligen Stuhls wird bekräftigt, dass Männer mit "tief sitzenden" homosexuellen Neigungen nicht Priester werden können. Ausnahmen gibt es demnach nur, wenn es sich um vorübergehende homosexuelle Tendenzen handelt und diese in den vorangegangenen drei Jahren überwunden wurden.
Papst Benedikt XVI. billigte die Instruktion, an der schon mehrere Jahre gearbeitet wurde, am 31. August. Das Dokument war vor einer Woche schon im Internet bekannt geworden. Die Reaktionen darauf waren unterschiedlich. Kritiker warfen dem Vatikan vor, er trage mit dazu bei, die Integration der Homosexuellen in die Gesellschaft zu behindern und ihre Diskriminierung aufrechtzuerhalten. Unterstützer der kirchlichen Haltung, die eine "Schwulenkultur" in Priesterseminaren beklagen, begrüßten hingegen die Stellungnahme.
"Erlass fördert Klima der Einschüchterung"
Deutsche Homosexuellen-Organisationen haben das am Dienstag veröffentlichte Papier des Vatikans zum Thema Schwule und Priesterweihe als "fatales Signal" bezeichnet. "Es ist zu fürchten, dass die Forderungen zu einem Klima der Einschüchterung und des Versteckens führen", teilten die Ökumenische Arbeitsgruppe Homosexuelle und Kirche und der Lesben- und Schwulenverband am Dienstag mit. Weder der Allgemeinheit noch der katholischen Kirche selbst wäre damit gedient. Mit dem Ignorieren heutiger Erkenntnisse der Humanwissenschaften und mit Verboten setze der Vatikan auf die Dominanz einer einseitig auf Fortpflanzung gerichteten Sexualmoral.
Auch Claudia Roth, Bundesvorsitzende der Grünen, kritisierte die Erklärung zu Homosexualität und Priesteramt: "Der Erlass ist anachronistisch und diskriminierend. Homosexuelle Männer dürfen erst nach einer dreijährigen Phase der Keuschheit zu katholischen Priestern geweiht werden. Für heterosexuelle Männer gilt das Keuschheitsgelübde dagegen erst mit der Priesterweihe. Das ist eine klare Diskriminierung von homosexuellen Männern." Der Erlass sei eine Enttäuschung für viele Gläubige, die auf eine Modernisierung der katholischen Kirche hofften.
"Krebsgeschwür der Gesellschaft"
Das höchste Gericht in Schweden hat am Dienstag einen Pastor freigesprochen, der Homosexuelle als "Krebsgeschwür der Gesellschaft" bezeichnete. Die Äußerungen des Geistlichen Ake Green seien vom Recht auf Meinungs- und Religionsfreiheit geschützt, erklärte das Gericht und bestätigte damit das Urteil einer Vorinstanz. Er sei überzeugt, dass eine Verurteilung des Pfarrers vor dem Europäischen Gerichtshof keinen Bestand gehabt hätte, erklärte Richter Johan Munck. In seiner umstrittenen Predigt hatte Green 2003 gesagt, dass Nachsicht gegenüber Homosexuellen in Schweden eine Naturkatastrophe heraufbeschwören könne. Eine Vorinstanz hatte ihn als ersten Geistlichen wegen Verstoßes gegen ein Gesetz verurteilt, das sich gegen Hassprediger richtet. Ein Berufungsgericht hob das Urteil auf, wogegen die Staatsanwaltschaft Einspruch einlegte.