Sie gaben sich gegenüber älteren Menschen als Vermittler aus und versprachen den Verkauf von Büchersammlungen zu hohen Preisen: Nach einer Serie von Betrugstaten stehen fünf Männer vor dem Berliner Landgericht. Vier 27- bis 39-Jährige sollen als Mitglieder einer Bande agiert haben. Einem 51-Jährigen wird Beihilfe zur Last gelegt. Die Verteidiger kündigten an, dass sich ihre Mandanten voraussichtlich am zweiten Verhandlungstag am 31. Oktober zu den Vorwürfen äußern werden.
Es geht um insgesamt 41 Taten, darunter banden- und gewerbsmäßiger Betrug, Urkundenfälschung, Computerbetrug sowie Diebstahl. Bundesweit sollen die Angeklagten sowie gesondert verfolgte Mittäter ab Oktober 2022 mit der sogenannten "Faksimile-Masche" ahnungslose Opfer getäuscht und hohe "Kautionen" oder "Provisionen" kassiert haben. Im Prozess gehe es um einen Schaden von rund 738.000 Euro, hatte die Staatsanwaltschaft bei Anklageerhebung mitgeteilt.
Opfer zahlten bis zu 99.000 Euro
Mitglieder der mutmaßlichen Bande sollen sich gezielt an ältere Menschen gewandt haben, die in der Vergangenheit sogenannte Faksimiles – also Nachdrucke antiquarischer Bücher – erworben hatten. Täter sollen die Opfer in deren Wohnungen besucht und lukrative Preise für ihre Sammlungen genannt haben – bis zu 450.000 Euro. Viele Betroffene hätten Kredite aufgenommen, um die geforderten Zahlungen für eine Vermittlung leisten zu können. Im März 2023 habe ein Ehepaar aus dem Berliner Umland eine "Kaution" von 99.000 Euro gezahlt.
Anklage: Täter nutzten "Geldwäschenetzwerk"
In keinem der Fälle soll die Bande tatsächlich die Absicht gehabt haben, Bücher zu verkaufen. Es sei nur darum gegangen, die Vorauszahlungen zu kassieren, so die Staatsanwaltschaft. Um den Schwindel zu verschleiern, sollen die Täter ein komplexes, aus verschiedenen Firmen bestehendes Geldwäschenetzwerk genutzt haben.
Eine führende Rolle innerhalb der Gruppierung nahm laut Anklage ein 32-Jähriger ein. Er soll die Aktivitäten koordiniert, Büroräume angemietet und die Anwerbung neuer Tatopfer über ein Callcenter veranlasst haben. Für die operative Umsetzung der Taten verantwortlich sei ein 28-Jähriger gewesen. Er soll sich insbesondere um die Organisation des Zahlungsverkehrs und die Verschleierung der Geldflüsse gekümmert haben. Kontakt mit den Opfern hätten vor allem ein 37-Jähriger und ein 27-Jähriger aufgenommen.
Im Mai 2025 wurden vier der Angeklagten festgenommen. Im September wurden sie von weiterer Untersuchungshaft verschont und sind seitdem frei. Für den Prozess sind 21 weitere Tage bis zum 17. Februar 2026 terminiert.