Mitfahren, zuhören und mitreden: Seit einem Jahr rollt der Demokratiezug durch Kassel. Seit seiner ersten Fahrt am 3. Oktober 2024 wurden in dem mobilen Diskursraum mehr als 1.300 Gespräche geführt, wie die Initiative "Platz nehmen für Demokratie" mitteilte. In Kooperation mit der Kasseler Verkehrs-Gesellschaft und der Stadt Kassel hat sie das Projekt initiiert.
Unter dem Motto "Miteinander statt übereinander reden" laden dabei ausgebildete Diskursbegleiter und -begleiterinnen einmal wöchentlich zum Austausch in der Tram ein. Bei bislang über 50 Fahrten haben die Ehrenamtlichen den Angaben zufolge in einem Beiwagen der Straßenbahnlinie 1 mit Fahrgästen moderierte Gespräche über den gesellschaftlichen Zusammenhalt geführt. Hunderte Menschen hätten das niedrigschwellige Format genutzt, "um über das gesellschaftliche Zusammenleben zu diskutieren und freie Meinungsäußerung ganz praktisch im Alltagsleben zu erfahren", hieß es.
Offen für alle Fahrgäste mit Fahrschein
Rund 80 Menschen aus Stadt und Landkreis Kassel haben nach Angaben der Initiative an Workshops des mit dem Nachhaltigkeitspreis 2025 der Evangelischen Bank ausgezeichneten Projekts teilgenommen, um sich zu ehrenamtlichen Diskursbegleiterinnen und -begleitern ausbilden zu lassen. 30 von ihnen sind demnach regelmäßig aktiv. Der Wagen ist im Design der Initiative gestaltet. Teilnehmen können alle Fahrgäste mit gültigem Fahrschein.
Kassels Oberbürgermeister und Schirmherr des Projekts, Sven Schoeller (Grüne), bezeichnete den Demokratiezug laut Mitteilung als "eine besondere Erfolgsgeschichte". "Die Pluralität von Meinungen, die Bereitschaft, Augen und Ohren für die Position des anderen zu öffnen, sich damit zu befassen und eigene Positionen zu überdenken, nach gemeinsamen Kompromissen und Lösungen zu suchen: Das ist das Mark im Rückgrat der Demokratie", erklärte er.
Nach Angaben von "Platz nehmen für Demokratie" ist das Projekt mit Initiativen aus anderen Städten in Kontakt, um den Demokratiezug auch über Kassel hinaus auf die Schiene zu bringen.