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Provinz statt Provence – Lavendelernte in Oberbayern
STORY: Lavendelernete in - nein, nicht in der Provence in Südfrankreich - sondern in der Nähe von Dorfen in Oberbayern. Auf dem Bock sitzt Landwirt Matthias Tafelmeier. Seit dem Jahr 2019 baut er hier die duftenden Pflanzen an, die übrigens zur Familie der Lippenblütler gehören, so wie auch Minze oder Salbei. Aber warum in Bayern? Lavendel mag es am liebsten heiß und trocken, wächst am besten auf sandigen Böden. Wegen des Klimawandels herrschen solche Bedingungen mittlerweile nicht mehr nur in der Provence oder im Mittelmeerraum, sondern eben auch in Oberbayern. "Es war so, dass es einfach immer so trocken war, der Boden ist sehr humusverarmt aus den letzten Jahrzehnten und der Lavendel kommt mit dem zurecht. Und eigentlich auch aus einem ideologischen Grund: hauptsächlich einfach mal die Landschaft ein bisschen artenreicher zu gestalten und neue Kulturen in die Landschaft zu bringen, die vielleicht in den kommenden Jahren auch gut zum Anbauen sind in unserer Gegend.“ Am Montag war die Ernte ein Wettlauf gegen die Zeit. Denn es drohte ein Wetterumschwung: Regen. Der Landwirt berichtet, die Qualität des Lanvendels nehme so von Tag zu Tag ab. Also war Eile geboten. Matthias Tafelmeier und seine Lebensgefährtin Hildegard Pritscher stellen Lavendelöl und Lavendelwasser her. Knapp nach der Lavendelblüte haben sich genügend ätherische Öle in der Pflanze gebildet. Und das Öl destillieren die beiden oberbayerischen Lavendel-Pioniere selbst auf ihrem Hof. „Wir machen aus dem Lavendel Lavendel-Hydrolat, also das Pflanzenwasser und Lavendelöl, also das ätherische Lavendelöl. Die beiden sind so die Hauptdinger. Ansonsten haben wir noch Lavendelsäckchen, die füllen wir mit Lavendelstroh und Lavendelblüten.“ Hildegard Pritscher ist Mitinitiatorin der Interessengemeinschaft Adlstraß e.V. - der Name ihres kleinen Einödhofs. „Also im Moment sind wir 70 und unser Ziel ist es, dass wir um die 200 werden. Das kommt darauf an, man kann sich den Vereinsbeitrag selber aussuchen, aber ich denke, wenn wir so 200 Menschen sind, so viele kann der Ort hier ernähren. Das heißt, wenn Vereinsmitglieder selber Sachen anbauen möchten oder wenn wir zusammen essen wollen, dann ist irgendwann mal eine obere Grenze erreicht und da sind 200 so eine ganz gute Größe, dass wir das gut hinkriegen.“ Die Interessengemeinschaft werde von der EU unterstützt, erklärt sie. Leider sei das ein bürokratischer Prozess, denn die Subventionen seien eher auf größere Landwirtschaften ausgelegt. So falle Adlstraß oft durchs Raster. Man finanziere sich über den Verein. Zum Hof gehören auch ein Waldstück und mehrere Felder mit Aronia-Pflanzen und Hanf, aus denen Tafelmeier und Pritscher Öle, Saft und Fruchtaufstriche herstellen – alles zu erwerben im Hofladen direkt vor Ort - getreu dem Motto: "Paradies gemeinsam schaffen und erleben".