Sie wohnen gerade auf dem Campingplatz in Waging am See. Ist das ein persönlicher Abstieg?
Damit würde man Familien, Senioren und Urlauber herabsetzen, die Camping lieben. Viele glauben immer noch, ich wohnte in einem Indianerzelt ohne Vordach. Im Moment lebe ich aber mit meiner Partnerin in einem sehr schönen Apartment am Platz …
… das Ihnen ein Fan von 1860 München überlassen hat, nachdem Ihr Haus in Dorfen zwangsversteigert wurde.
Nach dieser schwierigen Zeit ging ich erst einmal für ein paar Jahre nach Spanien. Dort konnte ich über vieles nachdenken. Schließlich war meine langjährige Ehe gescheitert, und gleichzeitig hatte ich erhebliche Verluste bei Ostimmobilien gemacht. Die Zeit in Spanien hat mir viel Kraft gegeben. Ich wäre vielleicht heute noch dort, wenn meine neue Partnerin nicht unbedingt nach Deutschland gewollt hätte. Ich bin heute ein glücklicher, zufriedener Rentner, egal, an welchem Ort.
Wie stehen Sie zu den Löwen, die unter Ihnen in die Bundesliga aufstiegen?
Ich bin da Ehrenmitglied. Allerdings frage ich mich, wie die guten Fußball spielen sollen bei dem herrschenden Durcheinander im Verein.
Mit einem neuen Investor und Medienvertretern, die verbannt werden.
1860 ist dennoch mein „Verein des Herzens“. Ich habe eine Dauerkarte und gucke mir immer wieder Spiele an.
Auch die vom FC Bayern, dem ewigen, übermächtigen Konkurrenten?
Na, na, das muss wirklich nicht sein.
Wie gefällt Ihnen denn das neue System, das die Trainer heute bevorzugen?
Neu? Ballgeschiebe gab es früher auch. Ich finde, die Zweikämpfe fehlen, die spannenden Fußball erst ausmachen. Es geht doch um Tore, nicht um gewonnenen Raum.
Also nichts besser unter dem Flutlicht?
Na ja, die Spiele sind schneller geworden, die Schuhe leichter, und die Trikots saugen sich bei Regen nicht mehr voll mit Wasser und sind dann ein paar Kilo schwerer. Heut tragen die Spieler, wenn es etwas kälter ist, Handschuhe zu kurzärmeligen Trikots, damit man die Tattoos sieht. Aber kaum liegt Schnee, können sie nicht mehr spielen.

Bedauern Sie es, nicht mehr in der Coaching-Zone zu stehen?
Seit Mitte Januar bin ich wieder Trainer, bei Union Hallein. Die stehen in der vierten österreichischen Liga auf dem viertletzten Platz. Es geht um den Klassenerhalt. Ich hab mich überreden lassen, die zu trainieren. Ehrenamtlich. Wenn ich meine Aufgabe erledigt habe, ist Schluss.
Ihr Motto war: „Ich wechsele nur aus, wenn sich einer ein Bein bricht.“ Gilt das auch für die Spieler von Union Hallein?
Natürlich gelten da andere Maßstäbe als in der Bundesliga mit Profis, die Millionen verdienen.
Thomas „Icke“ Häßler, den Sie 1999 zum TSV 1860 holten, trat im Januar beim Dschungelcamp an. Wäre das eine Herausforderung für Sie?
Das Dschungelcamp wäre sicher nichts für mich. Allerdings: Eine Sache finde ich beneidenswert. Man kann in kürzester Zeit mächtig viel abnehmen.
Gibt es eine Leidenschaft außerhalb des Fußballplatzes?
Meinen Hund, den ich aus einem spanischen Tierheim geholt habe. Der fordert mich jeden Tag zum Spazierengehen auf, was mir nicht schadet. Im Sommer freue ich mich auf unsere Fußballschule für Fünf- bis 15-Jährige. Das macht mir Spaß. Da geht es nur um die Freude am Spiel, nicht um den Auf- oder Abstieg.
Lorant, 1948 in Welver geboren, ist gelernter Maler. Seine Fußballkarriere begann als Spieler bei Westfalia Herne. Es folgten Stationen bei Borussia Dortmund, Rot-Weiss Essen und der Eintracht in Frankfurt, mit der Lorant 1980 den Uefa-Cup gewann. 1992 kam er als Trainer zum TSV 1860 München (kl. Foto), den er innerhalb von zwei Jahren aus der Bayern- in die Bundesliga führte und 1997 in den Uefa-Cup. Nach Streitereien mit dem damaligen Präsidenten Karl-Heinz Wildmoser wurde Lorant in der Saison 2001/02 entlassen.