Die Ära Werner Lorant ist beim Fußball- Bundesligisten TSV 1860 München nach neun Jahren buchstäblich über Nacht beendet worden. Völlig überraschend gaben die »Löwen« ihrem Trainer am Donnerstagmorgen den Laufpass.
In einer Nachtsitzung hatten Präsident Karl-Heinz Wildmoser und Sportdirektor Dirk Dufner die Entlassung beschlossen und bereits die Nachfolge des 52-Jährigen geregelt: Peter Pacult, bislang Lorants Co-Trainer, soll die schwächelnden »Löwen« wieder auf Trab bringen. Als Assistent wird ihm zum Debüt beim FC Schalke 04 am Samstag der frühere 1860-Profi Gerald Vanenburg zur Seite stehen.
Fünf Tage nach dem schmerzlichen 1:5 im Derby gegen den FC Bayern zog Wildmoser damit einen zu diesem Zeitpunkt nicht erwarteten Schlussstrich unter eine lange erfolgreiche und oft turbulente Zusammenarbeit mit Lorant. »Der Verlauf der Saison steht im Gegensatz zur Stärke des Kaders«, sagte Wildmoser. Zur Zeit stehen die »60er« mit elf Punkten auf dem zehnten Tabellenplatz.
Der »Löwen-Boss« hatte in schwierigeren Situationen sonst immer fest zu Lorant gestanden und so eine im Profi-Fußball durchaus ungewöhnliche Männerfreundschaft zum Ausdruck gebracht.
Lorant führte 1860 in die Bundesliga
Lorant hatte die »Löwen« im Juli 1992 in der drittklassigen Bayernliga übernommen und innerhalb von zwei Jahren in die Bundesliga geführt. Wegen seines angeblich harten Trainings und seiner wenig kommunikativen Art stand »Werner Beinhart« oft in der Kritik. Zuletzt hatte sogar der Münchner Oberbürgermeister Christian Ude (SPD) seinen Unmut »am Auftreten und Umgangston« des früheren Bundesliga-Profis geäußert.
Den größten Erfolg hatte Lorant in der Saison 1999/2000 gefeiert, als er die Münchner auf den vierten Tabellenplatz führte. In der folgenden Qualifikation zur Champions League scheiterten die »Löwen« allerdings am späteren Halbfinalisten Leeds United.
In der aktuellen Saison geriet Lorant nach zwei Auftaktniederlagen heftig in die Kritik. Im August stand Wildmoser aber noch fest zu seinem Trainer und überhörte auch die Forderungen nach einer Entlassung durch Mitglieder des »Löwen«-Aufsichtsrates.
Die Entlassung des nach Freiburgs Volker Finke dienstältesten Bundesliga-Trainers sorgte auch beim Lokalrivalen FC Bayern für Überraschung. »Das trifft mich schon. Dafür habe ich auch wenig Verständnis. 1860 war nicht in einer prekären Lage«, sagte Bayern- Trainer Ottmar Hitzfeld.