Einen eigenen Staat nennt die katholische Kirche ihr eigen - ein beeindruckendes Unikum, auch wenn der Staat, um den es sich handelt, nur 0.44 Quadratkilometer groß ist. Im "Staat der Vatikanstadt" (Stato della Citta del Vaticano) im Nordwesten der italienischen Hauptstadt Rom wohnen rund 500 Personen, nicht nur Kirchenmänner, sondern auch Bedienstete und Verwaltungsangestellte. Rund 200 von ihnen sind echte vatikanische Staatsbürger. Offizielle Staatsbürger sind aber auch die diplomatischen Vertreter des Papstes im Ausland - rund 250 Personen.
Kunstschätze überall
Noch höher als die Bevölkerungsdichte ist allerdings die Dichte an Kunstschätzen im vatikanischen Zwergstaat: 140 Säulen von Heiligen schmücken die Säulengänge rund um den Petersplatz. Die Sixtinische Kapelle beherbergt die berühmten Fresken von Michelangelo und besitzt einen Grundriss, der den im Alten Testament angegeben Maßen des Salomotempels nachempfunden ist. Anziehungspunkt für Touristen sind auch die Vatikanischen Museen, die Antiquitätensammlungen, moderne religiöse Kunst, kostbare Gemälde sowie das Etruskische und das Ägyptische Museum umfassen.
Das Wappen des Vatikanstaates zeigt auf rotem Grund zwei gekreuzte Schlüssel in Silber und Gold. Darüber schwebt die Papstkrone. Dort, wo sie sich kruezen, sind die Schlüssel mit einer roten Kordel zusammengebunden. Auch die Bänder der Mitra umwinden die Schlüssel.
Seit 1929 wieder unabhängig
Rechtliche Grundlage des Vatikanstaates sind die Lateranverträge von 1929. Sie sichern die Unabhängigkeit des Territoriums vom italienischen Staat. Ab dem 4. Jahrhundert hatte die römische Kirche durch Schenkungen großen Grundbesitz in Italien erworben, das sogenannte Patrimonium Petri. Jahrhundertelang gewann die Kirche Gebiete hinzu und verlor andere wieder. 1870 war zunächst einmal Schluss mit dem eigenen Staat: Italien besetzte die restlichen Kirchenterritorien und behielt sie für die nächsten 60 Jahre.
Auch im Vatikanstaat gibt es Kriminalität, am häufigsten Handtaschenraub. Jährlich besuchen mehrere Millionen Menschen den Petersplatz und die Museen. Das freut die Taschendiebe - ebenso wie die Tatsache, dass die Aufklärungsrate bei den Delikten nur um die zehn Prozent liegt.