Infarkt-Therapie ohne Stammzellen Forscher erneuern vernarbtes Herzgewebe

Durch einen Infarkt vernarbt Herzgewebe. Das reduziert die Leistungsfähigkeit des Herzens dauerhaft.
Durch einen Infarkt vernarbt Herzgewebe. Das reduziert die Leistungsfähigkeit des Herzens dauerhaft.
© Colourbox
Das vernarbte Gewebe nach einem Herzinfarkt führt bei vielen Betroffenen zu einer Herzschwäche. Nun ist es US-Forschern erstmals gelungen, das Narbengewebe im lebenden Tier direkt in Herzmuskelzellen umwandeln - ohne den Umweg über das Spritzen von Stammzellen.

Ein Herzinfarkt hinterlässt Spuren: Die betroffenen Areale des Herzens sind danach zum Teil zerstört und vernarbt. Das Narbengewebe schränkt die Leistungskraft des Herzens ein, weshalb viele Betroffene nach einem Infarkt an einer Herzschwäche leiden. Schon seit einigen Jahren versuchen Ärzte das geschädigte Herzmuskelgewebe durch das Spritzen von Stammzellen wiederzubeleben, was aber nicht bei allen Betroffenen möglich ist. Nun ist es US-Wissenschaftler zum ersten Mal gelungen, vernarbtes Gewebe im Herzen einer Maus ohne Stammzellen zu erneuern. Stattdessen wandelten sie die defekten Zellen direkt in Herzmuskelzellen um.

Dazu setzten die Forscher um Tilanthi Jayawardena vom Duke University in North Carolina sogenannte microRNAs ein, beschreiben sie im Fachblatt "Circulation Research". MicroRNAs sind Moleküle, die in Zellen die Aktivität vieler Gene steuern. Die Wissenschaftler schleusten die microRNAs in die Fibroblasten ein, aus denen das Narbengewebe besteht. Nachdem sie zunächst in Zellversuchen nachgewiesen hatten, dass die microRNAs das geschädigte Gewebe erneuern können, behandelten sie Mäuse mit den Molekülen. Auch hier gelang die Umwandlung und es bildeten sich Zellen, die den herkömmlichen Herzmuskelzellen ähnelten.

Forscher sehen viele Einsatzoptionen

Das Forscherteam will sein Verfahren nun an größeren Versuchstieren testen. Bewährt die Methode sich, könnte sie zur Behandlung von Menschen nach einem Herzinfarkt dienen. Grundsätzlich eigne sich das Verfahren aber auch, um anderes krankes oder zerstörtes Gewebe im Körper zu reparieren. Ihre Arbeit eröffne zahlreiche therapeutische Anwendungsmöglichkeiten, erklärt Victor Dzau, einer der Forscher, in einer Mitteilung der Duke University. "Wenn man das im Herzen machen kann, kann man es auch im Gehirn, den Nieren und anderen Geweben machen. Das ist ein ganz neuer Weg, Gewebe zu regenerieren." Außerdem umgehe das Verfahren die technischen und ethischen Probleme, die beim Einsatz von embryonalen Stammzellen auftreten, betonen die Forscher. Denn Kritik hagelt es vor allem, wenn für die Gewinnung von Stammzellen Embryonen getötet werden müssen.

Auch der Bonner Stammzellforscher Oliver Brüstle sieht eine große Zukunft in dem Ansatz, Zellen direkt im Körper umzuwandeln. Einem US-Team sei es bereits gelungen, aus Vorläuferzellen in der Bauchspeicheldrüse direkt insulinbildende Zellen herzustellen.

DPA
maj/DPA

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