Eine US-Amerikanerin, die vor mehr als 35 Jahren als Minderjährige von Regisseur Roman Polanski (79) missbraucht worden sein soll, bringt im September ihre Memoiren auf den Markt. Das US-Filmblatt "Hollywood Reporter" veröffentlichte am Mittwoch das Buchcover mit dem Titel "The Girl: A Life In The Shadow Of Roman Polanski". Es zeige eine Nahaufnahme des Gesichts des damals 13-jährigen Mädchens, die Polanski selbst bei einem Fotoshoot wenige Wochen vor dem Sexualverbrechen aufgenommen haben soll, schreibt das Blatt.
Auswahl an Auszeichnungen für Roman Polanski
"Chinatown", 1975: Golden Globe Award für die beste Regie
"Tess", 1980: César für bester Film und beste Regie
"Die neun Pforten", 1999: Europäischer Filmpreis, auch für sein Lebenswerk
"Der Pianist", 2003: u.a. Oscar für die beste Regie
2006: Europäischer Filmpreis für sein Lebenswerk
"Der Ghostwriter", 2010: u.a. Silberner Bär
Der Star-Regisseur soll im März 1977 die heute 50 Jahre alte Samantha Geimer in Los Angeles missbraucht haben. Nach dem Sexualdelikt in der Villa seines Freundes Jack Nicholson wurde Polanski angeklagt, er verbrachte 42 Tage in Untersuchungshaft und psychiatrischer Beobachtung. Weil ihm in den USA eine langjährige Haftstrafe drohte, setzte sich der Filmemacher nach Frankreich ab. Für die US-Behörden gilt er seitdem als flüchtig, bei der Wiedereinreise würde ihm die Festnahme drohen.
Eine Erzählung "ohne Zorn"
Der Oscar-Preisträger ("Der Pianist") war 2009 in der Schweiz festgenommen und später unter Hausarrest gestellt worden. Die US-Justiz hatte seine Auslieferung verlangt, doch die Schweizer Behörden entschieden sich am Ende gegen diesen Schritt.
Bei der Ankündigung des Buches im Oktober 2012 versprach der US-Verlag Atria Books, das Buch werde Einblick in die "vielen Dimensionen der Geschichte geben, die nie zuvor enthüllt wurden". Geimer teilte damals mit, sie wolle ihre Seite erzählen und sie tue das nach so vielen Jahren "ohne Zorn".
In den vergangenen Jahren setzte sich Geimer wiederholt für die Einstellung des Verfahrens gegen den Regisseur ein. Die verheiratete Frau und Mutter zweier Kinder machte 2009 in einem Antrag vor Gericht geltend, dass das Aufsehen nach Polanskis Festnahme in der Schweiz ihr Familienleben, ihre Arbeit und ihre Gesundheit belasten würde.