Der italienische Schriftsteller Franco Lucentini hat sich am Montag in Turin das Leben genommen. Am frühen Morgen habe sich der 81-jährige Autor vom Treppengeländer seines Hauses in die Tiefe gestürzt, berichtete das italienische Fernsehen.
Erfolgreiches Duo
Lucentini hat vor allem in Zusammenarbeit mit dem Autor Carlo Fruttero viele auch in Deutschland erfolgreiche Kriminal- und Gesellschaftsromane geschrieben, darunter »Die Sonntagsfrau« (1972), »Wie weit ist die Nacht« (1979) und »Der Palio der toten Reiter« (1983).
Autor hatte Lungenkrebs
Die Ehefrau Lucentinis hatte den Angaben zufolge kurz nach sechs Uhr bemerkt, dass ihr Mann nicht in seinem Bett lag und besorgt die Haushälterin verständigt. Diese sei sofort herbeigeeilt und habe den leblosen Körper des Schriftstellers im Hausflur gefunden. Lucentini lebte in einer Wohnung im vierten Stock eines alten Palazzo und habe sich von dort in die Tiefe gestürzt, hieß es. Er litt bereits seit längerer Zeit an Lungenkrebs.
(Selbst-)Ironie bis zuletzt
»Sein Tod erfüllt mich mit großem Schmerz und auch mit großer Überraschung, denn obwohl seine Krankheit ihn bedrückte, hatte er sich bis zuletzt seine Ironie und Selbstironie bewahrt, die ich seit 30 Jahren an ihm kannte«, sagte Alberto Sinigallia, seit Jahrzehnten Kulturchef der Turiner Zeitung »La Stampa«. Für das Blatt verfasste Lucentini zusammen mit Fruttero viele sarkastische Feuilletons. Zuletzt veröffentlichte »La Stampa« am 18. Juli eine bissige Kritik des Duos an den USA nach den Terroranschlägen des 11. September.
Große Fan-Gemeinde in Deutschland
Fruttero und Lucentini lernten sich Ende der 50er Jahre in Paris kennen und schrieben von 1972 an gemeinsam Romane. Besonders in Deutschland fanden die intelligent-vertrackten Krimis der beiden Autoren eine begeisterte Lesergemeinde.
Im Jahr 2000 erhielt Franco Lucentini in Venedig die Literaturauszeichnung Premio Campiello für sein Lebenswerk. Das letzte in Deutschland erschienene Buch des Duos war 1997 »Ein Hoch auf die Dummheit. Porträts, Pamphlete, Parodien«, in dem die beiden eine amüsante Zeitgeistreise durch das heutige Italien unternehmen