Das Medienhaus Axel Springer ("Bild", "Die Welt") strebt ein neues Verfahren zur Messung von Leserzahlen in der multimedialen Welt an. "Uns interessiert nicht mehr die einzelne Zeitungsauflage oder die Reichweite einer Web-Site. Uns interessiert die multimediale Reichweite einer Marke und ihrer Inhalte auf allen Plattformen. So muss man Journalismus heute betrachten", sagte der Vorstandsvorsitzende der Axel Springer AG, Mathias Döpfner, dem "Handelsblatt". Der Verlag sei darüber im Gespräch mit der IVW (Informationsgemeinschaft zur Feststellung der Verbreitung von Werbeträgern), der Organisation, die die Reichweiten von Medien misst und die Höhe der Auflagen prüft.
Es sei "eine extrem wichtige Entwicklung", dass in den USA künftig für die Werbekunden einheitliche Reichweiten für Onlinemedien und gedruckte Zeitungen ausgewiesen würden, sagte Döpfner. "Ich bin sicher, dass wir bald zu einer guten Lösung kommen, denn auch die Werbekunden sind an einer multimedialen Reichweite interessiert."
Axel Springer will schneller als bislang geplant mehr als die Hälfte seines Umsatzes im Internet erzielen. "Derzeit entwickelt sich alles so dynamisch, dass wir dieses Ziel schneller erreichen können. Vielleicht in fünf Jahren", sagte Mathias Döpfner. Ursprünglich sollten digitale Angebote erst 2017 mindestens die Hälfte des Umsatzes erzielen. 2009 lag der Anteil 21 Prozent. Döpfner merkte an, dass es sich bei den Zeitangaben nur um Zielgrößen handle. "Serös planen können Sie das gar nicht."
Springer konzentriert sich seit einigen Jahren hauptsächlich auf den Ausbau seiner Internet-Aktivitäten. In diesem Bereich rechnet sich der Konzern mehr Wachstumschancen aus, da immer mehr Leser und Werbekunden dem reinen Print-Geschäft den Rücken kehren. Derzeit versucht das Berliner Zeitungshaus, die französische Immobilien-Seite SeLoger.com zu schlucken. Das Management des Pariser Unternehmens lehnt die mehr als eine halbe Milliarde Euro schwere Kaufofferte bislang ab. Einer Expansion im Fernsehgeschäft hatten die Kartellbehörden einen Riegel vorgeschoben.