Ratgeber Bissiger Zug

  • von Irmgard Hochreither
Kein Lust auf Oster-Rückreise? Steigen Sie in den Zug und nehmen Sie es mit Humor. Die passende Lektüre: Ein komischer Ratgeber beschreibt das Bahnfahren als letztes großes Abenteuer.

Wer immer noch glaubt, man müsse bis ans Ende der Welt fliegen, um Abenteuer zu erleben, der hat offenbar den Pfiff nicht gehört. Zum Beispiel den Abpfiff eines sympathischen deutschen Zugbegleiters im Münchner Hauptbahnhof kurz vor der Reise ins Ungewisse. Sagen wir mal nach Süderbrarup in Schleswig-Holstein. Eingeweihte wissen: Jetzt geht’s lo-hos. Nervenkitzel pur mit Adrenalinausschüttungsgarantie. Ob, wann und in welcher geistigen und körperlichen Verfassung der Reisende sein Ziel erreichen wird, das weiß nicht einmal der Gott der Deutschen Bahn AG, Hartmut Mehdorn. Dennoch sollten wir ihm dankbar sein.

"Senk ju vor träwelling" von Mark Spörrle und Lutz Schumacher, Herder, 12 Euro

Nur seiner klugen Unternehmenspolitik ist es zu verdanken, dass wir nachts in Gesellschaft freundlicher Obdachloser in kuschligen Wartehallen biwakieren dürfen, dass wir immer eine Notpackung Pampers dabeihaben, falls mal wieder alle Klos an Bord versperrt, verstopft, versifft sind, dass wir Muskulatur aufbauen beim Sprint über die Gleise, um vielleicht doch noch den allerletzten Anschlusszug zu erwischen. Im Vergleich zu einem Trip durch das Labyrinth des deutschen Schienennetzes ist Elefantentrekking im Dschungel von Thailand eine straff organisierte, gemütliche Kaffeefahrt. Für den unerschrockenen Zugfahrer haben Mark Spörrle und Lutz Schumacher jetzt einen ebenso nützlichen wie amüsanten Überlebensratgeber geschrieben: In "Senk ju vor träwelling" verraten die Autoren, wie man Schienenfahrzeuge nutzt - und trotzdem ankommt. Das ultimative Buch zur Bahn. Na dann: gute Reise.

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