Für diejenigen unserer Leser, die es noch nicht wissen: Worum geht es in "Caveman"?
"Caveman" ist das Stück über Beziehungsproblematik zwischen Männern und Frauen schlechthin. Es arbeitet die Geschlechterproblematik auf eine ganz andere Art auf und macht deutlich, dass weder Männer noch Frauen etwas für ihre kleinen Merkwürdigkeiten können. Männer sind Jäger und Frauen sind Sammler, das ist schon seit 30.000 Jahren so und hat dazu geführt, dass beide unterschiedliche Instinkte aufgebaut haben: Männer gehen zielorientiert auf eine Sache zu, sind etwa in der Lage in zwei Minuten ein neues Hemd zu kaufen. Frauen sind dagegen weitschweifiger. Sie mussten als Sammler lernen, schnell Dinge zu erkennen, etwa um einschätzen zu können, was essbar und was giftig ist. Sie beschäftigen sich tiefer mit der Materie. Daher brauchen sie eine Stunde, um ein Paar Schuhe auszuwählen. „Caveman“ nimmt diese Unterschiede zwischen den Geschlechtern aufs Korn.
Rührt der Erfolg von "Caveman" daher, dass sich jeder, Männlein wie Weiblein, in dem Stück wieder erkennt?
Der Wiedererkennungswert ist immens. Ich sehe dauernd wie sich die Paare in die Rippen hauen und sagen: "Siehste, genau wie du!" Eben dies scheint ausschlaggebend für den großen Erfolg von "Caveman" zu sein. Das Stück trifft scheinbar genau die Sprache der Leute und zeigt wie Männer und Frauen im täglichen Leben tatsächlich sind.
Entwickeln Sie das Stück immer noch weiter?
Ja, das Stück lebt. In meiner deutschen Übersetzung hatte ich bereits einiges abgemildert, was ich im Original als zu einseitig empfunden habe. "Caveman" ist aber generell ein sehr lebendiges Stück, das stark von den Reaktionen des Publikums lebt. Daher spiele ich auch so gern im Tivoli, da der Saal eine Größe hat, wo man die Reaktionen des Publikums noch bis in die letzte Reihe mitbekommt. Das Publikum merkt schnell, dass das, was sie sehen, wirklich nur an diesem Abend so ist.
"Caveman" - Ich sammeln, du jagen!
Der Amerikaner Rob Becker schrieb mit "Caveman" das erfolgreichste Solo-Stück in der Geschichte des Broadway. Es wirft einen ganz besonderen Blick auf die Beziehung zwischen Mann und Frau und begeistert alle, die eine Beziehung führen, führten oder führen wollen. Nachdem "Caveman" in den Vereinigten Staaten Millionen von Besuchern begeistert hat, feiert der moderne Höhlenmann weltweit sensationelle Erfolge. In Deutschland wird "Caveman" in fast allen größeren deutschen Städten aufgeführt. Kristian Bader spielt die Rolle seit vier Jahren im ausverkauften "Schmidts Tivoli" in Hamburg. Mit "Cavemusic" entwickelt er nun musikalisch die Rolle des sympathischen Höhlenmenschen weiter. Gegegeben wird "Cavemusic" vom 22.-25. August, ebenfalls im Schmidts Tivoli in Hamburg.
Was vermittelt "Caveman" den Zuschauern? Glauben Sie, dass etwa ein Mann aus dem Stück herauskommt und sich vornimmt, vielleicht einmal ein wenig netter zu seiner Frau zu sein?
Das Stück hinterlässt mit Sicherheit eine Wirkung beim Zuschauer. Schon mehrfach sind Paartherapeuten auf mich zugekommen und haben gefragt, wie sie an den Text kommen, da in Caveman vieles auf spielerische Art dargestellt wird, was sie in ihren Sitzungen vermitteln. So gibt es wohl wirklich einen Effekt auf die Leute, und wenn es nur ist, dass man mit den eigenen Macken und den Macken des Partners humorvoller umzugehen lernt. Anders als in anderen modernen Comedy-Formaten geht es eben nicht darum, den anderen möglichst tief unter die Gürtellinie zu treffen, sondern Caveman geht ganz liebevoll mit dem Geschlechterkonflikt um. Daher lieben die Leute das Stück.
Haben Männer und Frauen heutzutage ein Problem miteinander?
In unserer Gesellschaft werden wir immer mehr auf Egomanie getrimmt. Die eigenen, individuellen Wünsche müssen erfüllt werden und das am besten sofort. Das ist natürlich hinderlich für eine Partnerschaft, die nur funktionieren kann, wenn man dem Partner Freiräume lässt und ihm mit Respekt und Toleranz begegnet. Insofern glaube ich schon, dass es schwieriger geworden ist, dauerhaft eine Beziehung zu führen. Heutzutage geht man immer hemmungsloser mit Trennungen um. Es wird überall propagiert, dass dies normal ist. Je rücksichtsloser, desto besser. Insofern glaube ich schon, dass Männer und Frauen ein Problem miteinander haben.
Was haben Sie durch "Caveman" gelernt? Sind Sie zu Hause ein "Anti-Caveman"?
Nein, ganz und gar nicht. "Caveman" bedeutet eben nicht, zu Hause die Keule rauszuholen, der Frau einen überzubraten und sie an den Haaren in die Höhle zu schleifen. Das Stück beschreibt die beiden Lagerfeuer – eines für Frauen und eines für Männer – wie es sie sie früher gegeben hat. Zwischen diesen beiden Feuern sind Männer und Frauen hin und her gewandert, wenn es ihnen zu viel wurde, haben sie sich an ihr eigenes Lagerfeuer zurückgezogen. Von dort aus konnte man dann wieder auf den anderen zugehen. Wenn ich etwas gelernt habe, dann zu versuchen nicht so schnell am Partner zu verzweifeln, Freiräume zu lassen und zuversichtlich sagen zu können: "Es wird schon wieder."
Ertappen Sie sich nicht manchmal selbst bei den männlichen Klischees, die Sie auf der Bühne darstellen?
Gewundert habe ich mich darüber, wie schnell ich ungeduldig werde, etwa wenn es darum geht einzukaufen. Wenn ich mich mit meiner Freundin verabrede, um spazieren zu gehen, dann möchte ich spazieren gehen. Ich möchte dann nicht nebenbei noch Schuhe kaufen, oder in irgendwelchen Bekleidungsgeschäften herumstehen. Da verlier ich dann schnell die Geduld und das ist dann tatsächlich ein typischer "Caveman".
Ist "Caveman" angesichts des großen Erfolges die Rolle Ihres Lebens?
Ich bin ausgebildeter Theaterschauspieler und mache seit 15 Jahren Schauspiel und eben nicht Comedy. Wenn ich jetzt schon sagen würde, dass "Caveman" die Rolle meines Lebens ist, würde ich mir zwangsläufig viele tolle Sachen in der Theaterliteratur verbauen. Caveman ist unzweifelhaft eine tolle Rolle, die ich gern spiele, aber ich mache nebenbei noch viele andere Sachen im Theater und auch im Fernsehen. Ich bin für die Zukunft ganz offen und hoffe, dass noch viele schöne Projekte kommen werden.
Mit Ihrem neuen Projekt "Cavemusic" knüpfen Sie aber an die erfolgreiche "Caveman"-Rolle an.
Bevor ich zum Schauspiel kam, habe ich Musik gemacht. Mit Straßenmusik habe ich mir meine Schauspielschule verdient. Allerdings hatte ich es bisher noch nie geschafft, die Musik in meine Projekte mit einzubauen. Mit "Cavemusic" kann ich mir diesen Wunsch erfüllen und das mit einem Charakter, den ich sehr lieb gewonnen habe. "Caveman" entdeckt nun die Musik und zeigt, was neben der Welt der Männer und Frauen noch für Paralleluniversen existieren. Musik ist eine Sache, die, wie ich glaube, ebenso wichtig ist, wie Beziehungen. Musik und Menschsein gehört zusammen. Kein anderes Lebewesen macht Musik, hat Musik erfunden, um sich in Stimmung zu bringen. Insofern ist das eine sehr existenzielle Sache für die Menschheit.
Worum geht es in "Cavemusic"?
"Cavemusic" ist eine Reise durch die Welt der Musik von ihren Anfängen bis in die Gegenwart. Es beschreibt wie die Neandertaler vor 30.000 Jahren ihre Liebe zur Musik entdeckten. Das hatte damals viel mit dem Mond zu tun, der für unsere Vorfahren ein ganz unheimliches Ding war. Sie waren ihm ständig ausgesetzt, da er vieles in der Natur beeinflusst. Die Fähigkeit sich auch nachts zu genügen, kam erst durch die Musik, die zum verbindenden Element wurde: Es wurde gesungen, Nächte wurden durchtanzt, okkulte Schamanentänze tauchten auf. Durch die Musik konnten die Neandertaler in ihrer Entwicklung einen Schritt weiter kommen.
In "Cavemusic" intonieren Sie "Zieht den Bayern die Lederhosen aus", auch Daniel Küblböck findet seinen Platz. Tatsächlich ein Schritt nach vorn?
Früher begleiteten Sänger die großen Kriegsheere, um den Kämpfern Mut zu machen und sie zu unterhalten. Was wäre wohl passiert, wenn Daniel Küblböck einer dieser Sänger gewesen wäre? Auf diese und andere Fragen versuchen wir in "Cavemusic" Antworten zu geben. Wie und wozu hat die Kirche Musik benutzt, wie ist der Minnegesang entstanden, wie verhält es sich mit dem deutsche Volkslied? Da kommen auch die "Lederhosen" ins Spiel. Wir Deutsche haben nach der unseligen Nazizeit ein gestörtes Verhältnis zu unserem Liedgut, haben uns von diesem distanziert. Dies ist sehr schade, da es jenseits von Marsch- oder Propaganda-Lied einiges in deutscher Sprache gibt, das es durchaus wert ist, heute noch gesungen zu werden. "Cavemusic" möchte den Zuhörer auch dafür wieder sensibilisieren. Ansonsten werden wir mit den Leuten singen und den Mond anheulen…
Welche Parallelen gibt es zwischen den beiden Aufführungen?
Nun, es läuft im selben Haus, es benutzt dieselbe Figur und es die selbe Erzählweise. Es wendet sich an das Publikum, das "Caveman" gesehen hat, um ihnen praktisch ein Bonbon mit auf den Weg zu geben. Es ist aber nicht "Caveman II", darauf lege ich sehr großen Wert. Es sind zunächst nur vier Vorstellungen angesetzt, wir wissen auch nicht genau, wann es weitergeht.
Sie haben sich schon oft sehr kritisch zur Kommerzialisierung der Populärkultur geäußert. Ist "Cavemusic" Ihre Antwort auf Dieter Bohlen?
Ja (lacht). Es gibt dreimal den magischen Buchstaben "M" in der Musik: Mädchen, Mond und Moneten. In der Vergangenheit wurde das Mystische des Mondes besungen, man hat den Mädchen schwülstiges Zeug ins Ohr gesungen, damit sie mit einem knutschen gehen. Doch heute ist es leider so, dass nur noch die Moneten im Vordergrund stehen. „DSDS“ ist der Schulterschluss zwischen der Musikindustrie und Fernsehindustrie, um dem Zuschauer das Geld aus der Tasche zu ziehen. Schlimm daran ist, dass dem Konsumenten suggeriert wird, dass er noch selber mitentscheiden kann. Wenn man heute sieht, wie schwer es gute deutsche Sänger wie Regy Clasen, Stefan Gwildis oder Michi Reinke haben sich gegen diese beinharte Musikmaschinerie durchzusetzen, macht einen das schon nachdenklich. Überhaupt scheint Kreativität nicht mehr gewünscht zu werden, da sich das Credo der Musikindustrie inzwischen darauf reduziert: Je schneller konsumierbar, desto besser. Man kann sofort nach dem Kauf mitsingen, man muss sich keine Texte und Melodien merken, sondern hat nur einen plumpen Triebbefriedigungseffekt.
Um dem entgegen zu wirken, betreiben Sie mit der "Baderanstalt" ein eigenes nicht-kommerzielles Kleinskunstforum?
Richtig, die "Baderanstalt" ist mein persönliches kleines Refugium, mit der ich mir einen Freiraum neben "Caveman" schaffe. Letztlich bin ich natürlich auch ein Teil der Unterhaltungsmaschinerie, was ich sehr kritisch sehe. Deshalb gibt es mit der Baderanstalt einen kleinen Bereich, in dem experimentiert werden kann. Ich brauche mich da nicht um kommerziellen Erfolg zu scheren, sondern kann interessante und neue Dinge ausprobieren.