"Ein Zuhause am Ende der Welt" Bittersüße Dreiecksromanze

In ruhigen Bildern, mit emotional sehr dichten Charakteren, erzählt Regisseur Michael Mayer eine Geschichte über das Leben, große Entscheidungen, und ungeahnte Wendungen.

Bobby Morrow wächst in Cleveland auf. Es sind die späten 60er Jahre, und die Luft ist voll von guter Musik, Peace, Love and Happiness. Bobbys älterer Bruder Carlton ist der wichtigste Bezugspunkt in seinem Leben, beide Brüder pflegen eine sehr innige Beziehung. Als Carlton überraschend bei einem Unfall stirbt, ist dies ein großer Verlust für den kleinen Bobby. Wenige Jahre später wird er dann auch noch zum Vollwaisen. Bobby ist allein. Und als seine große Liebe Clare ihn viele Jahre später fragen wird, mit welcher Situation er, der Anpassungskünstler, denn in seinem Leben niemals zurecht kommen würde, nennt Bobby ihr das Alleinsein.

Aber mit dem Alleinsein wird Bobby in seinem Leben stets konfrontiert und immer wieder versucht er ihm auszuweichen. Von der Familie seines besten Freundes Jonathan wird Bobby adoptiert, aus den Freunden werden Brüder und Bobby wird für Jonathan das, was Carlton für ihn gewesen war. Bobbys strahlendes Wesen beeindruckt durch seine Unschuld und Reinheit, die mit jedem Schicksalsschlag nur stärker wird. Seine direkte Art entwaffnet jeden, der ihm nahe steht. Ob das der verklemmte Jonathan ist oder seine Mutter, die sich letztlich von Bobby sogar zu einem Joint überreden lässt, als sie die Jungs beim Kiffen erwischt. In Jonathans Familie wächst er wie ein zweiter Sohn heran, was für Jonathan nicht leicht ist, denn Bobby scheint der perfekte Sohn zu sein. Perfekter als er selbst. So entflieht Jonathan letztlich seiner Familie im provinziellen Cleveland und zieht nach New York.

Menage à trois in New York

Michael Mayers Film zieht sich durch drei Dekaden. Als junge Erwachsene begegnen sich die beiden im New York der 80er Jahre wieder, wo Jonathan seine Homosexualität auslebt. Mit der älteren Clare, die unglücklich in ihn verliebt ist, teilt er sich eine Wohnung. Als Bobby zu ihnen zieht, entwickelt sich eine Menage à trois. Und wieder droht Jonathan den Kürzeren zu ziehen. Aber die Bindung zwischen den dreien ist zu stark, als dass die sich entwickelnde Liebe zwischen Bobby und Clare sie zerstören könnte. Clares Schwangerschaft letztlich ist es, die sie alle drei zu einer Familie zusammenkittet, die sich ein neues "Zuhause am Ende der Welt" aufbaut.

Michael Mayer erzählt die Geschichte um Bobby, Jonathan und Clare in leichten, ruhigen Bildern. Ihm gelingen starke und ergreifende Szenen, die dennoch von einer erstaunlichen Leichtigkeit sind. Es ist die unerschütterliche positive Lebenseinstellung Bobbys, die - trotz aller Schicksalsschläge - die gesamte Geschichte trägt.

Ganz besonders zu würdigen sind die wunderbaren Schauspieler. Neben Colin Farrell brilliert Dallas Roberts in der Rolle des 80er-Jahre-New-Yorkers und urbanen homosexuellen Jonathan. Und die schöne Robin Wright-Penn spielt als flippige Clare so reizend den Gegenpart zu den sehr unterschiedlichen Charakteren der beiden Brüder, dass wahrscheinlich nicht nur Ehemann Sean beim Zuschauen schwach werden wird.

Jens Lubbadeh

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