"Helden der Nacht" Cops und Koks

In dem melancholisch-existenzialistischen Thriller "Helden der Nacht" mit Joaquin Phoenix geht es wieder mal um die Russenmafia. Latino-Schönheit Eva Mendes spielt Phoenix' Verlobte. Gloria Estéfan und George Michael steuern den Soundtrack zur Eighties-Kulisse bei.

"Die Nacht gehört uns (We own the night)" schrieben sich New Yorker Polizisten auf die Uniform, als gegen Ende der 80er Jahre der Kampf gegen die Drogenmafia eskalierte. Der melancholische Thriller "Helden der Nacht", der am 21. Februar anläuft, beschreibt diesen blutigen Krieg zwischen Cops und Unterwelt aus der ungewöhnlichen Perspektive eines Nachtclubmanagers, der zwischen die Fronten gerät und eine qualvolle Entscheidung zwischen Pflicht und Neigung treffen muss. Doch mitten im Discofieber 1988 befindet sich Bobby Green noch in der besten aller Welten: mit seiner sexy Freundin Amanda, Koks und Schampus, protegiert von seinem russischstämmigen Chef und Ersatzvater, lebt er in Saus und Braus. Keiner aus seinem Milieu weiß, dass Bobby seinen Namen geändert hat und der Spross der traditionsreichen Grusinsky-Polizistensippe ist.

Als das schwarze Schaf einen Pflichtbesuch auf einem eher kleinbürgerlichen Polizeiball absolviert, kommt es zum Streit mit Vater und Bruder. Ihre Warnungen vor der Ankunft eines als ultrabrutal gefürchteten russischen Drogendealers schlägt er arrogant in den Wind. Doch als Killer Vadim in Bobbys Club auftaucht und die Polizei eine Razzia veranstaltet, überschlagen sich die Ereignisse. "Wir kriegen euch alle", droht der Dealer den Ermittlern und verübt einen Mordanschlag auf Bobbys Bruder Joseph. Bobby, von Reue getrieben, lässt sich als Undercoveragent anheuern, um das Drogenimperium auszuspionieren. Doch als seine Tarnung auffliegt, gerät er selbst auf der Abschussliste und muss ins Zeugenschutzprogramm.

Atmosphäre der späten Achtzigerjahre

Nicht nur seine bisherige Existenz, sondern das Leben von Freundin und Familie stehen nun auf dem Spiel. Zum blutigen Showdown muss er sich einer schockierenden Wahrheit stellen. Wie bei so manchem guten Film ist auch diesmal schlechtes Timing, beziehungsweise der späte Starttermin, das Hauptproblem. Nach so gewaltigen Mafia-Epen wie Martin Scorseses "Departed" (in dem Mark Wahlberg ebenfalls einen Polizisten spielt), Ridley Scotts "American Gangster" und David Cronenbergs "Tödliche Versprechen", in dem es um die Londoner Russenmafia ging, wirkt dieser Thriller ein bisschen unscheinbar.

Dabei gelingt Regisseur James Gray, der sich bereits in den feinen, kleinen Krimis "Little Odessa" und "The Yards" mit russischen Einwanderermilieus auseinandersetzte, nicht nur eine atmosphärische Schilderung des Zeitkolorits der späten Achtziger mit Musik von Gloria Estéfan und George Michael. In klassisch-realistischer Manier inszeniert er spannende Autoverfolgungsjagden und Polizeieinsätze und hat zugleich ein Händchen für intensive Charakterdramen. Joaquin Phoenix als verlorener Sohn, der alles opfert und dadurch zu seiner Bestimmung findet, hat zwar noch nicht ganz aus seine "Johnny Cash"-Modus herausgefunden und übertreibt es ein wenig mit seinen schwermütig umflorten Blicken und schleppenden Bewegungen. Und Latino-Schönheit Eva Mendes als seine Verlobte ist unter Wert besetzt.

Zwar führt der Thriller einen Drogen-Transportweg vor, der fast so originell ist wie die Särge der Vietnamsoldaten in "American Gangster". Im Vergleich zur filmischen Konkurrenz jedoch, die Einblicke in das Funktionieren der Mafia boten, werden hier durch die Konzentration auf Bobbys Seelenqual interessante Details vernachlässig. So wird die naheliegende Frage, wieso die Cops am laufenden Band Pannen produzieren, nicht beantwortet. Als Fazit bleibt dennoch ein packender, sehr solide inszenierter Thriller mit existenzialistischem Mehrwert.

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Birgit Roschy/AP

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