Werden Männer eigentlich nie erwachsen? Da liegt er nun in der Pfütze, Helmut (Fabian Busch), dieser windelweiche Jammerlappen. 32 Jahre ist er alt, läuft wie ferngesteuert durch die Welt und träumt immer noch von seiner ersten, längst verflossenen großen Liebe. Helmut, wach doch endlich auf! Seine jetzige Freundin Tina (Birgit Minichmayr) hat ihn wenig charmant als "gefühlsgehemmten, bindungsunfähigen und feigen Penner" geoutet. Dieser windige, aber sehr nette Typ ist der Held in Hendrik Handloegtens Film "Liegen lernen", einer romantischen Komödie nach dem gleichnamigen Bestseller von Frank Goosen.
1982 beginnt Helmuts Beziehungs-Parcours am Gymnasium im Ruhrgebiet. Britta (Susanne Bormann), die Blondine mit den knallharten politischen Ansichten, hat es ihm angetan. Liebe auf den ersten Blick. Britta lebt in einem alternativen Bauernhaus, spricht ihre Eltern mit Vornamen an und leitet den Nicaragua-Arbeitskreis. Britta ist der absolute Hammer. Auf der Klassenfahrt nach Berlin kommen die beiden sich näher, betrinken sich mit billigem Ostbier und sind selig. Und dann macht Britta Schluss.
Westdeutsches Gegenstück zu "Good bye, Lenin"
Die Klassenfahrt ins geteilte Berlin und der Besuch im Osten mit Zwangsumtausch und Personenkontrolle gehören zum Standardrepertoire fast jeder westdeutschen Schülerbiografie. Wie in einem Brennglas bündeln sich in dieser Stadt die Erinnerungen, und ein wenig mutet "Liegen lernen" wie das westdeutsche Gegenstück zur erfolgreichen DDR-Tragikomödie "Good bye, Lenin" an.
Ohne Klischees, aber harmlos
Retro ist in, das milde Licht der Nostalgie durchflutet die Bilder beider Filme, vergilbte Sequenzen wie aus dem Fotoalbum versetzen den Zuschauer immer wieder in die vermeintlich gute alte Zeit zurück - auch wenn das gar nicht unbedingt die Intention der Filme ist. Dabei hat sich Jungregisseur Hendrik Handloegten in diesem Fall sichtlich bemüht, die nahe liegenden 80er-Jahre-Klischees zu vermeiden. Aber ähnlich wie in Benjamin Quabecks Musikfilm "Verschwende deine Jugend" wirkt der Rückblick mitunter doch sehr harmlos. So war es eben, und es war doch okay. Das scheint die Botschaft zu sein.
Ein Beziehungs-Parcours
So schlendert diese nette Komödie ganz relaxed von einer Beziehung zur nächsten - Helmut muss einfach nur stillhalten. Zum Glück kann sich Handloegten auf versierte Schauspieler verlassen: Fabian Busch in der Rolle des lethargischen Helden ist einfach sympathisch. Im Studium liebt dieser Softie mit dem unwiderstehlichen Dackelblick zuerst Gisela (Fritzi Haberlandt). Eines Tages betrügt er Gisela mit deren Mitbewohnerin Barbara (Sophie Rois). Dann folgt Gloria (Anka Lea Sarstedt), irgendwann dazwischen fällt die Mauer. Helmut fährt nach Berlin, trifft seine alten Kumpel Mücke (Florian Lukas) und endlich auch seine große Liebe Britta wieder. Die Zeiten haben sich geändert, wen wundert es. Als Helmut endlich die Richtige kennen lernt, liegt er bald darauf in der Pfütze. Endlich erwachsen!