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"One Mic Stand" bei Prime Video Orgasmen, Corona und Sitzheizungen: So ist Karl Lauterbach als Comedian

Karl Lauterbach und Hazel Brugger
Karl Lauterbach wird von Hazel Brugger gecoacht
© Amazon Prime Video / Leonine Studios / Daniel Dornhoefer
Gesundheitsminister Karl Lauterbach wird im neuen Prime-Video-Format "One Mic Stand" von Hazel Brugger gecoacht. Am Ende führt er ein Comedy-Programm auf. Nur ist es leider nicht sein eigenes.

Eine Rede im Bundestag und ein Stand-up-Programm sind gar nicht so verschieden: Es geht um die Aufmerksamkeit der Zuhörenden und darum, auf einer Bühne oder einem Podest vor möglichst vielen Menschen zu sprechen. So ist es gar nicht verwunderlich, dass sich Comedienne Hazel Brugger Karl Lauterbach ausgesucht hat, um ihn für einen Solo-Auftritt als Comedian zu coachen: Bühnenerfahrung hat er schließlich schon und seine Sprechweise gefällt ihr auch. Beste Voraussetzungen also für eine erfolgreiche Zusammenarbeit. Dass er inzwischen Gesundheitsminister ist, macht das Ganze noch interessanter. Als "One Mic Stand" produziert wurde, war Lauterbach noch als SPD-Gesundheitsexperte bekannt, der die Corona-Maßnahmen von seinem Vorgänger Jens Spahn scharf kritisierte. Er sei der "Corona-Papst", wie Hazel Brugger Lauterbach nennt. 

An illustren Teilnehmenden mangelt es der Show "One Mic Stand" nicht. So feiert auch Comedy-Legende Harald Schmidt sein TV-Comeback und übernimmt die Rolle des Coach von Mats Hummels und Christoph Kramer. Die sind es als Fußballer gewohnt, einen Coach zu haben, doch geht es diesmal vor allem um die Lachmuskeln ihres Publikums. Auch Tänzerin und Jurorin Motsi Mabuse und Schauspieler Fahri Yardim sind bei "One Mic Stand" dabei, als ihre Coaches fungieren dabei Teddy Teclebrhan und Michael Mittermeier. Es gibt insgesamt fünf Folgen der Show, jede dreht sich um einen Teilnehmer. Folge 1 startet mit Lauterbach und blendet als Warnhinweise "Sexuelle Inhalte" und "Schimpfwörter" ein.

"One Mic Stand": Karl Lauterbach will nicht als "Professor Karl" auftreten

Und die wichtigen Fragen klärt Hazel Brugger gleich zu Beginn. Nämlich, ob Lauterbach als "Professor Karl" auftreten will. Der kontert recht schlagfertig: "Den Professor droppe ich, denn sonst kommt kein Mensch." Mutig posaunt er noch heraus, dass er das Potential habe, in wenigen Jahren Moderator Oliver Welke bei der Satiresendung "Heute Show" abzulösen. Und er wolle seichte, flache Witze machen.

Als Spitzenpolitiker hat er leider keine Zeit für ein Coaching. Auf einem "Roadtrip nach Wiesbaden", wie auch die erste Folge heißt, wird Lauterbach deshalb nur schnell unterwiesen. Wenig Zeit, wenig Vorbereitung. Hazel Brugger ist seine Chauffeurin und nach einem kurzen Warm-up und dem Philosophieren über Sitzheizungen im Auto geht es direkt zur Sache. Hazel Brugger: "Der weibliche Orgasmus kann auch nicht stattfinden, wenn die Frau kalte Füße hat." Lauterbach vom Beifahrersitz: "Beim Mann nicht viel besser." Auch über Brüste spricht der Gesundheitsminister: "Das kostet das Mandat, wenn ich sage 'Titten'. Vor allen Dingen meine Mutter bringt mich um". Die Fahrt nach Wiesbaden geht schnell vorbei und ist vielleicht auch das Highlight dieser Folge. 

Vor dem Auftritt von Lauterbach muss sich der Zuschauer erst noch Hazel Bruggers Geburtsbericht anhören. Und wie sie ihre Hebamme mit einem Kirschkernkissen beworfen haben will. Dann ist es endlich so weit und Lauterbach kommt auf die Bühne.

"So schlecht war ich noch nie vorbereitet", sagt er vor seinem Auftritt und leider merkt man das auch. Hazel Brugger hat ihm auf der Fahrt einen Zettel zugereicht, auf dem ein vorbereiteter Text für ihn stand, den er nur noch halbwegs auswendig lernen sollte. Aber auch Ghostwriter sind typisch für die Politik, vielen Reden entstehen so.

Im Text geht es natürlich viel um Politiker-Kollegen und die Corona-Pandemie, aber trotzdem klingt es eher nach Hazel Bruggers Perspektive als nach Lauterbach, was sehr schade ist. Er hätte definitiv eigene witzige Anekdoten aus seinem Alltag auf Lager gehabt. Lauterbach wäre lustiger gewesen, wenn er seine eigenen Worte vorgetragen hätte, denn so fehlt ihm leider die wichtige Authentizität. Das scheint auch das Publikum zu merken und klatscht eher verhalten. Dass er das Potential dazu selbst gehabt hätte, hat Lauterbach bereits in vorherigen TV-Auftritten etwa bei der "Heute Show" bewiesen. 

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