Armin Rohde Der Ritterschlag

Er gehört seit Jahren zu Deutschlands besten Schauspielern. Nun wird Armin Rohde mit dem Grimme-Preis geehrt - und ist der Einzige, der sich darüber wundert.

Was hat er bloß falsch gemacht? Wie sind sie ihm auf die Schliche gekommen? Armin Rohde bekommt einen Grimme-Preis und fragt sich allen Ernstes, wie es dazu kommen konnte. Eigentlich, so grübelte er vor der Preisverleihung am Sonnabend dieser Woche, sei ein Schauspieler ja nur richtig gut, wenn die Leute glauben, er sei tatsächlich der Typ, den er spielt - und nicht irgendein geschminkter Filmfritze, der nur so tut als ob. "Aber jetzt haben sie mich beim Arbeiten erwischt", sagt er. Und ob das wirklich so gut ist?

So gesehen war Rohde, 48, immerhin 20 Berufsjahre gut genug, um wenigstens als Preisträger nicht weiter aufzufallen. Er fehlte zwar von "Schtonk" über den "Bewegten Mann" bis zu "Rossini" in keinem der neuen deutschen Klassiker. Ob "Lola rennt" oder "Das Leben ist eine Baustelle", im Kino oder mehrteilig im Fernsehen - wo die Auszeichnungen vitrinenweise purzelten, hatte Rohde immer mitgespielt. Nur von Preisen blieb er verschont.

Zitat:

"Als Kind wollte ich auch nicht wissen, dass hinter Winnetou ein französischer Schauspieler steckt. Der sollte Winnetou sein - niemand sonst."

Das ist das Schicksal der wirklich guten Schauspieler. Dass ihre Figuren bekannter werden als sie selbst. Armin Rohde? Ach ja, der schwule Metzger aus dem "Bewegten Mann" - toller Typ. Viele sehen in ihm noch immer eher "Bierchen" aus "Kleine Haie" als einen der gefragtesten Schauspieler Deutschlands, der er ist. Er hat das immer so gewollt. "Bei kleineren Rollen hat man nicht viel Zeit, einen Charakter zu zeichnen", sagt er, "da braucht man die ganz dicke Zeichenkohle, das prägt sich eben ein."

Weil wenige mit dieser Kohle so virtuos malen wie Armin Rohde, bekommt er inzwischen fast nur noch größere Rollen angeboten ("leider"), und auf einmal kommt er auch um die Preise nicht mehr herum ("halb so schlimm"). Dieses Jahr waren gleich drei Filme mit ihm für den wichtigsten deutschen Fernsehpreis nominiert. Für Bernd Gäbler, den Chef des Grimme-Instituts, ist er gar der "Schauspieler der Saison". Da hat Armin Rohde sich erst mal erschrocken: "Jetzt haben sich alle gegen dich verschworen."

Als Bohrmeister Grabowski

war er der eigentliche Held im "Wunder von Lengede", einer der nicht aufgibt und alles für seine Kollegen in die Waagschale wirft. Den Grimme-Preis für den SAT1-Zweiteiler nehmen trotzdem die Hauptdarsteller Heino Ferch und Jan Josef Liefers entgegen, stellvertretend für das "kongeniale Ensemble", so die Jury. Grabowski würde sagen: "Das ist doch selbstverständlich."

Die zweite Nominierung gab es für die ZDF-Krimi-Reihe "Nachtschicht", in der Rohde einen ebenso undurchsichtigen wie geradlinigen Polizisten spielt. Es war seine "Wandlungsfähigkeit", die schließlich auch die Grimme-Jury begeistert hat. Für den SAT1-Film "Dienstreise - Was für eine Nacht" bekommt er nun den Preis.

Armin Rohde spielt darin alle Phasen einer durchsoffenen Nacht durch, und das so intensiv, dass sich einem noch beim Zuschauen der Magen umdreht. Jeden Rülps nimmt man ihm ab, "ein wahres Kraftwerk fehlgeleiteter Gefühle", so die Jury. Die ganz dicke Zeichenkohle trotz Hauptrolle.

"Ich habe während des Films vergessen, dass du mein Sohn bist", hat sein Vater zu ihm gesagt. Das war das größte Kompliment. Hinter der Rolle zu verschwinden war immer Rohdes Ziel. "Als Kind wollte ich auch nicht wissen, dass hinter Winnetou ein französischer Schauspieler steckt. Der sollte Winnetou sein - niemand sonst."

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Holger Witzel

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