Alle 23 Jahre erwacht der Jeepers Creepers, um sich auf seinen ledrigen Schwingen in die Luft zu erheben. 23 Tage lang wird er fressen und morden, bis er wieder erstarrt und in einen totenähnlichen Schlaf fällt. Der erste Teil von "Jeepers Creepers" lebte von der unheimlichen Präsenz des Monsters, das in der ersten Hälfte des Films nie so richtig zu sehen war - und dann in der zweiten Hälfte doch noch ganz leibhaftig für den wahren Horror sorgte.
Im zweiten Teil kann man das Monster nicht mehr besonders lange in der Kiste halten - es würde keinen Sinn ergeben, weil der Zuschauer ja bereits weiß, wie es aussieht. So bekommt es gleich in den ersten Minuten seinen großen Auftritt. Und was für einen. Irgendwo in der Einöde des Mittleren Westens der USA soll ein kleiner Farmjunge den Sitz der Vogelscheuchen auf einem riesigen Maisfeld kontrollieren. Wir ahnen es schon: Die letzte Scheuche in der Reihe ist der Jeepers Creepers, der mit wackelnden Krallenfüßen bereits auf sein Opfer wartet. Während der Creeper mit seinem kreischenden Opfer davonfliegt, greift der Vater des Jungen bereits zur Knarre, um laut nach Rache zu brüllen.
Zugleich fährt ein Schulbus durch die einsame Einöde. An Bord befindet sich das Basketball-Team der Bannon High School mitsamt der weiblichen Cheerleader-Mannschaft. Man ahnt es schon: Für den hungrigen Jeepers Creeper ist der Bus nichts anderes als Essen auf Rädern.
Mit der Harpune auf die Jagd
Horrorfreunde wissen schon, was jetzt kommt. Während der verbitterte Vater Jagd auf das Monster macht, tut sich der Creeper an den Schülern gütlich und zupft sich einen nach dem anderen aus dem Bus. Das erinnert an das berühmte Zehn-Negerlein-Spiel und wirkt stark klischeebehaftet.
Aber sei es drum. Der Film nimmt sich wenigstens selbst richtig ernst - was viele Gruselschocker der letzten Jahre ja aus Angst vor den Kritikern gar nicht mehr schaffen. Hinzu kommt, dass das von Victor Salva erschaffene Monster so ungewöhnlich ist, dass es auch im zweiten Durchlauf noch extrem unheimlich wirkt. Der Creeper hat keine Probleme mit dem Tageslicht und keine Angst vor irgendwelchen kirchlichen Symbolen. Er lässt sich erschießen, zerstückeln und abflammen - und stopft anschließend alle Löcher und Blessuren am eigenen Körper mit den Organen der abgemurksten Schüler. So ein Monster ist wirklich unkaputtbar - oder vielleicht doch nicht? Während man bei jedem Vampirfilm weiß, dass am Ende ein Holzpflock auf das Monster wartet, so bleibt bei "Jeepers Creepers" noch die absolute Neugierde bestehen, wie dieses Abenteuer wohl ausgehen wird.
Mehr zum Thema DVD
Victor Salva, der auch beim zweiten Teil wieder das Drehbuch geschrieben und Regie geführt hat, lädt zu einem spannenden Horrorspektakel ein, das anderthalb Stunden lang perfekt zu unterhalten weiß. Das klare Bild und vor allem der effektvolle Raumklang in DTS sorgen auch für den multimedialen Horror.
"Jeepers Creepers 2" wird auf zwei DVDs ausgeliefert. Die zweite Scheibe sammelt die Extras, darunter Trailer, geschnittene Szenen, mehrere Dokumentationen über die Entstehung des Films und eine Fotogalerie. Auf der ersten DVD finden sich auch mehrere Audiokommentare, u.a. vom Regisseur und vom Creeper-Darsteller Jonathan Beck.
Carsten Scheibe Verleih: Kinowelt
Ton: DD 5.1, DTS
Bild: 2,35:1
FSK: ab 16 Jahren
Laufzeit: ca. 99 Minuten
Preis: ca. 20 Euro