Viele Computerspiele sind bereits in der Vergangenheit verfilmt worden. Meist mit einem schauderhaften Ergebnis. "Super Mario" war ein Graus, "Wing Commander" nicht viel besser. Bernd Eichinger von der deutschen Firma Constantin Film hat da schon etwas länger nachgedacht, bevor er seine Millionen in eine ähnliche Produktion investierte. Er setzte nicht auf Kinderulk oder auf martialische Science-Fiction, sondern vertraute ganz auf die Wirkung eines gut gemachten Horrorschockers.
Superbe visuelle Effekte, ein durchaus annehmbares Drehbuch und eine hochkarätige Schauspielerriege machten aus seinem "Resident Evil" nicht nur die gelungene Verfilmung eines sehr erfolgreichen Computerspiels, sondern zugleich auch einen Nerven zerreibenden Schocker, der bei allen Zuschauern noch Nächte später für schweißtreibende Albträume sorgte.
Auf zwei DVDs
Gerüchteweise soll der an den Kinokassen extrem erfolgreiche "Resident Evil" den Jahresumsatz von Constantin Film entscheidend mitgeprägt haben. Klar ist schon jetzt, dass man sich von der DVD Ähnliches erwartet. Das Horrormärchen kommt gleich auf zwei DVDs daher, bietet eine sensationelle Ausstattung und wird darüber hinaus auch noch im edlen Pappschuber präsentiert. Ein echtes Prunkstück für die Sammlung eines jeden Fans.
Monster, Mumien und Mutationen
Der Film "Resident Evil" kommt in der besten Tradition der Schockerfilme von George A. Romero, James Cameron oder John Carpenter daher: Jeder weiß, dass es gleich richtig schön blutig wird. Nur das Wie ist jetzt noch von Interesse. Regisseur Paul W. S. Anderson begeht jedenfalls nicht den Fehler, alle seine Karten gleich auf den Tisch zu legen.
Ohne Kleidung und Erinnerung
Die Geschichte beginnt mit der schönen Milla Jovovich, die nackt in einem kleinen, abseits gelegenen Haus aufwacht und keine Erinnerung mehr an die Geschehnisse der letzten Stunden und Tage hat. Anscheinend eine Folge des Betäubungsgases, das sie an diesem merkwürdigen Ort schachmatt gesetzt hat. Bevor sich die junge Frau besinnen kann, wird sie auch schon von einem Trupp schwer bewaffneter Soldaten aufgegriffen, die sie mit in einen unterirdisch an das Haus angeschlossenen Komplex schleifen.
Nach und nach dämmert der Frau – und damit auch dem Zuschauer -, dass es sich bei der gesamten Anlage um eine geheime Forschungseinrichtung eines Großkonzerns handelt. Hier wurde anscheinend an einem Virus geforscht, der ziemlich üble Auswirkungen auf lebende Organismen hat. Er verwandelt sie in willen- und leblose Zombies, die fortan nur noch einen Trieb kennen: Fressen.
Verlustreicher Zwei-Fronten-Krieg
Der Auftrag der Soldaten scheint klar: Schadensbegrenzung unter der Erde. Zu dumm, dass der allgegenwärtige Computer dank der eingebauten Künstlichen Intelligenz eine ganz eigene Sicht der Dinge hat und eine Ausbreitung der Seuche nur dann garantieren kann, wenn alle Menschen sterben, die sich zurzeit noch im Komplex aufhalten. Für das kleine Häufchen Söldner, zu dem sich neben der Frau ohne Erinnerung auch noch ein Umweltaktivist gesellt, bedeutet das einen verlustreichen Zwei-Fronten-Krieg zu führen. Abwechselnd müssen die fiesen Fallen des Computers ausgeschaltet und die tumben Zombies über den Haufen geschossen werden.
Regisseur Anderson inszeniert seinen Schocker mit jeder Menge Action. Bereits nach ein paar Minuten hält die klaustophobische Spannung mit eiskaltem Händchen das Nervenmark des Zuschauers umklammert, der immer wieder dann markerschütternd zu kreischen beginnt, wenn plötzlich wieder eine Leiche sabbernd hinter einer Ecke hervorkriecht. Der visuelle Horror lässt sich scheinbar endlos steigern: Von Laserstrahlen zerschnippselte Soldaten gehören ebenso zu den Spannungselementen im Film mit dazu wie gehäutete Zombiehunde und ein gigantisch hässliches Killerviech, das wahrscheinlich nie den Bauch einer Mutter gesehen hat.
Gebissen oder nicht?
Ewig und drei Tage lässt sich der Horror mit den Monstern, Mumien und Mutationen nicht aufrecht erhalten. Und so setzt der Film in den unvermeidlichen Ruhepausen auch auf mentale Verwirrspiele. Wer ist die Frau ohne Erinnerung wirklich? Wie steht sie in Beziehung zu dem Umweltaktivisten und zu den Soldaten? Oder zu den Forschern in der Station?
Michelle Rodriguez als Zombiewärterin
Blitzlichtartig aufflackernde Erinnerungsschübe, an denen der Zuschauer teilhaben darf, zeichnen ein ganz anderes Bild von der Frau, als es der Zuschauer von Anbeginn des Films an hat. Es darf also ab und zu umgedacht werden. Damit das Ganze am Ende doch nicht zu intellektuell wird, geht der theoretische Ansatz des Films dann doch eher in eine praktischere Richtung: Sind die einzelnen Mitglieder des Teams bereits von den Zombies gebissen worden oder nicht? Denn wer erst einmal mit dem Zahnstein der Killermonster in Kontakt gekommen ist, bekommt schon selbst bald den schrägen Blick drauf. Wirklich überzeugend in ihrer Rolle als Zombieanwärterin ist die harte Kämpferin Michelle Rodriguez, die weiß, wie man die Zähne zusammenbeißt.
Ein Film, der zu seinem Genre steht
Nach knapp anderthalb Stunden endet der Film mit einer echten Überraschung und hebt sich so doch von den unambitionierten Horrorschockern ab, die sich einfach keine Mühe mehr geben, eine Story zu erzählen. "Resident Evil" ist weit davon entfernt, ein niveauvoller Film zu sein. Er steht aber zu seinem Genre und setzt die vom Publikum erwarteten Schockerszenen gekonnt in Szene. Die im Zeitalter dreiseitiger Drehbücher doch erstaunlich gut ausgearbeitete Story sorgt zusammen mit der exzellent spielenden Milla Jovovich für solide Unterhaltung – bei all denen, die einen guten Magen haben und ein paar wirklich üble Szenen ohne urplötzliches Aufstoßen verkraften können.
Exzellenter Ton
"Resident Evil" im privaten Heimkino zu schauen ist ein echtes Erlebnis – wenn die passende Hardware gewährleistet ist. Der Ton kommt wahlweise mit Dolby Digital 5.1 Surround EX oder mit DTS ES Discrete 6.1 zum Einsatz. Da klingt jedes Brüllen der Zombies gleich noch einmal so laut. Und in den stillen Szenen sind die feinsten Geräusche besonders gut zu hören. Natürlich sorgt auch der von Marilyn Manson eingespielte Soundtrack für wummernde Subwoofer. Das Bild ist nicht minder überzeugend und bietet beste DVD-Qualität.
Sehenswert sind auch die DVD-Extras. Auf der ersten Scheibe findet der Fan einen Audiokommentar mit Paul Anderson, Jeremy Bolt, Milla Jovovich und Michelle Rodriguez vor. Im "Extended-Evil"-Modus ist es möglich, bereits während des Films auf die verschiedenen Specials zuzugreifen. Die liegen größtenteils auf der zweiten Scheibe vor. Hier gibt es die üblichen Trailer, Infos zum Cast und zur Crew, ein alternatives Ende und einen Blick hinter die Kulissen. Dokumentationen beschäftigen sich mit dem Making of des Films und mit der Filmmusik. Klar, dass auch der Weg vom Computerspiel zum Film gewürdigt wird.