Der Punisher gehört zu den härtesten Knochen im Marvel-Kosmos der kostümierten Superhelden. Das liegt vielleicht daran, dass der Punisher als einziger aus dem ganzen Verein kein Superheld mit Superkräften ist. Er ist ein ganz normaler Mensch, allerdings ein vom Grimm getriebener, einer, dessen gesamte Familie brutal von Verbrechern ermordet wurde und der deswegen das Gesetz selbst in die schwieligen Hände nimmt. Die seit 1974 erscheinenden Punisher-Comics sind hart, kompromisslos und gefährlich. Der Punisher macht keine üblen Scherze wie der Wandkrabbler Spider Man. Und er hat auch keine komische Note wie der grüne Hulk. Wenn der Punisher loslegt, dann muss man in Deckung gehen. Es sei denn, man ist der Bösewicht. Dann hilft auch das nicht mehr. Kurzum: Spider Man ist Spaß. Der Punisher macht Ernst.
Der Punisher: hart, komprommislos und gefährlich
Marvel hat Glück. Nach endlosen äußerst miserablen Hollywood-Verfilmungen kann sich Marvel-Chef Avi Avrad endlich beruhigt zurücklehnen - "Spider Man", "Die X-Men", "Hulk" und "Blade" brachten dem Comic-Imperium aus New York Ehre, Ruhm und vor allem viel Geld ein. Beim Punisher stand man vor dem Problem, die grimmige Linie der Comics adäquat auch für die Kinoleinwand umzusetzen. Und das ist absolut gelungen, wie die Extended Version von "The Punisher" auf DVD zeigt - sie hat nicht einmal eine ab-18-Freigabe der USK erhalten.
Tom Jane spielt hier den FBI-Agenten Frank Castle, der bei einem Undercover-Job mitmischt, bei dem der Sohn des Unterweltbosses Howard Saint (als Böser immer wunderbar: John Travolta) zu Tode kommt. Der Saint rächt sich an Castle und lässt dessen gesamte Familie exekutieren - inklusive Castles Frau und seinem Sohn. Getrieben von seinem Hass und Schmerz - und selbst auch noch von einigen Kugeln durchbohrt - arbeitet Castle im Verborgenen daran, noch fitter zu werden und sich für seine Mission zu stählen: Als Punisher kehrt er zurück, um Jagd auf den Saint und auf sein Gefolge zu machen. Frei nach dem Gesetz "Auge um Auge, Zahn um Zahn" beginnt der Punisher damit, mit brutaler Gewalt und mit perfiden Tricks das Imperium des Saints zum Einsturz zu bringen.
Ein unerbitterlicher Rache-Thriller
Drehbuchautor Jonathan Hensleigh ("Armageddon") übernimmt hier die Regie. Ihm ist es mit zu verdanken, dass "The Punisher" kein reiner Action-Brutalofetzen geworden ist. Tom Jane hat genug Raum im Film, um seiner Figur Tiefe zu geben und ihr bei aller Brutalität noch genug Menschlichkeit zu verleihen. Das wird vor allem auf den Nebenschauplätzen deutlich, wenn der Punisher widerstrebend für seine Underdog-Nachbarn einstehen muss, die immer wieder einmal seine Hilfe bzw. seine Fäuste brauchen. Wirkt die Figur des Punishers in sich noch überraschend komplex und widersprüchlich, so legt John Travolta seinen Bösewicht The Saint wie eine Comicfigur an. Gerade dieses Überzeichnete macht sie aber noch böser, fieser und deswegen umso überzeugender in diesem unerbittlichen Rachethriller.
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Nach einem stimmigen Ende bleiben dem Zuschauen ein paar Minuten, um sich über diesen bild- und tongewaltigen Actionreißer zu freuen. Dann sollte man sich freilich auch noch die Extras anschauen, die neben einem Regiekommentar ein Making of, entfallene Szenen und eine Dokumentation der Stunts enthalten.
Carsten Scheibe The Punisher Extended Version
Verleih: Columbia Tristar
Ton: DD 5.1
Bild: 1:2,35
FSK: ---
Laufzeit: 118 Minuten
Preis: ca 20 Euro