Bei der österreichischen Produktionsfirma Lisa-Film, sonst Lieferant eher leichtgewichtiger Bildschirm-Kost wie "Klinik unter Palmen" oder demnächst "Das Traumhotel", wird es ernst. Lisa-Eigner Carl Spiehs sah sich "der größten Herausforderung" seiner gesamten Produzenten-Laufbahn gegenüber: Für rund fünf Millionen Euro verfilmte er für die ARD in zwei Teilen den Roman "Die Rückkehr des Tanzlehrers" von Henning Mankell, dem Erfinder von Kommissar Wallander. Die Ausstrahlung erfolgt am 8. und 9. April jeweils um 20.15 Uhr. Die ARD wird zudem gemeinsam mit dem schwedischen Fernsehen demnächst 13 Wallander-Filme produzieren.
Auch bei der "Rückkehr des Tanzlehrers" geht ein Inspektor auf Täterjagd, aber, von Tobias Moretti gespielt, ein ganz anderer Typ als Wallander, jünger, doch schon vom Tod gezeichnet: Inspektor Stefan Lindman hat Krebs. Und ihn erwartet die schlimmste Ernüchterung seines Lebens, als er sich auf die Spur des Mörders seines früheren Kollegen und verehrten Vorbilds Herbert Molin macht. Die Tochter Holins wird von Veronica Ferres gespielt. Sie will den Tot ihres Vaters rächen. Denn diesen Mann hat sein Schicksal nicht grundlos ereilt und seine Vergangenheit eingeholt. Die aber reicht weit in die NS-Zeit zurück, als keineswegs alle Schweden immun gegen die Verführungskünste des Nationalsozialismus waren.
Die Geschichte einer großen Enttäuschung
"Der Film erzählt die Geschichte einer großen Enttäuschung, wie sie vielleicht jeder mal in seinem Leben durchstehen muss", sagt Lindman-Darsteller Moretti, der seine Schwierigkeiten mit dem Land Schweden hatte, wo (neben Österreich) Teile des Films entstanden: "Als geborener Südtiroler hat man gewisse romantisch verklärte Vorstellungen vom Norden und steht dann etwas verblüfft diesem durchgestylten Sozialstaat gegenüber." Zumal - und das ist die eigentliche Thematik des Films, den der Schweizer Regisseur Urs Egger in nahezu idyllischen Bildern in Szene setzte - hinter allem Styling sich Abgründe auftun können.
In solche Abgründe gerät bei seinen eigenmächtigen Ermittlungen der von den lokalen Polizeibehörden eher misstrauisch beäugte Lindman. Er stößt nicht nur auf beträchtliche Spurenreste tiefbrauner Vergangenheit, sondern muss erkennen, dass Rechtsradikalismus noch im heutigen Schweden eine große Rolle spielt. Hiervon hatte vor Beginn der Aufnahmen Moretti nichts gewusst und auch nicht Maximilian Schell, der einen schillernden Argentinier namens Fernando Hereira spielt.
Die aktuelle Faszination des Nationalsozialismus
Doch wundert gerade ihn, der sich in seinen Filmen bis hin zum Oscar-gekrönten "Urteil von Nürnberg" immer wieder mit dem Faschismus auseinander gesetzt hat, die immer noch aktuelle Faszination des Nationalsozialismus gerade auf junge Menschen nicht: "Er bietet wohl die Möglichkeit, mit schrillen Taten aus der Anonymität hervorzutreten, sich wenigstens einen Augenblick lang für unsterblich zu halten", sagt Schell. "Wie einst der Grieche Herostrat, der einen Tempel in Flammen setzte, um so unsterblich zu sein. Diesen Drang kennt jeder, und es ist wohl sehr schwer, ihm zu widerstehen."