Der zweifache Oscar-Preisträger Conrad Hall, der Filmhits wie «American Beauty» und «Zwei Banditen» als Kameramann eine unverwechselbare Handschrift gab, ist tot. Hall, der mit mehr als 30 Filmen viele Kameramänner beeinflusste, starb im Alter von 76 Jahren an Krebs, berichtete am Montag das Fachblatt «Daily Variety». Er erlag dem Leiden bereits am Samstag in einer Klinik in Santa Monica im US-Bundesstaat Kalifornien. Mit seinem jüngsten Film, dem Gangsterepos «Road to Perdition» mit Tom Hanks und Paul Newman, gilt Hall posthum als ein wichtiger Kandidat für die Oscar-Verleihung im März.
Insgesamt wurde der Kameramann, der filmische Experimente liebte, seine Arbeit jedoch stets in den Dienst der Story stellte, neun Mal für Oscars nominiert. Erhalten hat er die höchste Auszeichnung der US-Filmakademie 1999 für das schonungslose Mittelstandsdrama «American Beauty» und 30 Jahre zuvor für «Zwei Banditen», die verfilmte Geschichte der beiden Gentleman-Räuber Butch Cassidy (Paul Newman) und Sundance Kid (Robert Redford).
«Conrad war einer der großartigsten Kameramänner aller Zeiten», sagte der Regisseur Sam Mendes, der mit ihm «American Beauty» und «Road to Perdition» drehte, «ich kann gar nicht zum Ausdruck bringen, wie sehr ich ihn als Kollegen und als Freund vermissen werde.» Der Hollywood-Produzent Richard Zanuck, der bei der 20th Century Fox mit Hall unter anderem bei «Zwei Banditen» zusammenarbeitete, verglich dessen Arbeitsweise mit jener großer Maler, die das Licht als wichtiges Gestaltungsmittel virtuos einsetzten. Hall sei ein «Rembrandt des Films» gewesen.
Spielerisch und zugleich handwerklich völlig sicher wich Hall immer wieder von ausgetretenen Wegen ab. So setzte er Schwarz-Weiß- Passagen und gezielte Überbelichtungen zur Betonung von wichtigen Szenen ein. Übersatte farbige Filmbilder, wie Hollywood sie im Rausch neuer colortechnischer Möglichkeiten in den 60er hervorbrachte, waren ihm zuwider.
Die Konzentration auf die Aussage und die Handlung einer Filmstory lernte der 1926 in Tahiti geborene Hall von seinem Vater James Norman Hall, Mitautor der berühmten «Meuterei auf der Bounty». Zu seinen herausragenden Filmarbeiten gehören auch «Searching for Bobby Fischer» (1993), «Tequila Sunrise» (1988), «Der Tag der Heuschrecke» (1975), dazu «Kaltblütig» (1967), «Ein Fall für Harper» (1966) und «Morituri», wofür er 1965 seine erste Oscar-Nominierung erhielt.