Bazil, ein Pariser Videotheken-Angestellter, hat einen Schuss, seit ihn eine Pistolenkugel in den Kopf traf und die Ärzte mit einem Münzwurf entschieden: Die Kugel bleibt drin. Nach der OP landet Bazil auf der Straße und findet in einer Schrottplatz-WG eine neue Heimat.
In der Schrotthalde hausen in einer mit Trödel ausstaffierten Höhle sieben derangierte Aussteiger, die den armen Tropf liebevoll betüteln. Als Bazil zufällig das Logo jener Waffenkonzerne sieht, die sowohl die Kugel in seinem Hirn wie auch die Landmine produzierten, die einst seinen Vater getötet hat, will er sich rächen.
Mit einem genial verrückten Plan versucht er die beiden verfeindeten Firmenchefs durch einen fingierten Deal mit einem afrikanischen Diktator gegeneinander auszuspielen. Bei dem Täuschungsmanöver bringen seine neuen Freunde ihre schrulligen Talente zur Geltung und verblüffen die Zuschauer damit mehr als die coolen Jungs aus "Ocean's Eleven".
Jeunet selbst nennt aber "Toy Story", "Mission Impossible" und das Märchen vom Däumling als Inspiration. Der Filmkünstler eroberte mit "Delicatessen" ein Cineastenpublikum, mit "Alien 4" die Science-Fiction-Fans und mit "Die fabelhafte Welt der Amélie" den Rest der Kinogänger weltweit. In seinem ersten Film seit fünf Jahren hat er erneut seinen Zettelkasten ausgeleert und seine versponnenen Ideen zu einem modernen Märchen verstrickt. Dany Boon, der seit seiner Postler-Rolle im Erfolgsfilm "Willkommen bei den Sch'tis" das Aushängeschild des französischen Films ist, verkörpert à la Charlie Chaplin die Hauptrolle des gutherzigen Toren.
Mit dabei sind auch die Knautschgesichter aus Jeunets gewohntem Ensemble. Dominique Pinon gibt eine lebende Kanonenkugel, Yolande Moreau die fürsorgliche Herbergsmutter Cassoulet, und Michel Cremades als Bastelkünstler Petit Pierre hat vor allem die Aufgabe, die Metallskulpturen des Pariser Bildhauers Gilbert Peyre zu präsentieren. Zum ersten Mal dabei ist Komödiantin Julie Ferrier als Mademoiselle Kautschuk.
Hauptdarsteller ist wie gehabt die nostalgisch verkrumpelte Metropole beziehungsweise ihre mit bräunlicher Patina überzogene Abseite, die Jeunet den sterilen Bürotürmen der Mächtigen gegenüberstellt. Die skrupellosen Waffenhändler sind natürlich auch privat Ekelpakete.
Jeunets Hang zum Frankreich der Plumpsklos, sein Herz für kleine Leute und Freaks, die nicht Öl, sondern Sand im Getriebe des Establishments sind, erscheint hier wie eine etwas prätentiöse Masche. Und dass die Komödie nicht so mitreißt wie die Abenteuer der liebreizenden Amélie kommt wohl daher, dass Komiker Dany Boon eher als Erfüllungsgehilfe des vertrackten Racheplans erscheint denn als ausgeformter Charakter. Daran kann auch eine aufgepfropfte Romanze nichts ändern.
Obwohl die selbstverliebte Inszenierung, die "Micmacs"-Filmplakate in die Handlung einbaut und mit der eigenen Originalität kokettiert, manchmal nervt, sollte man sich diesen fabelhaften Zirkus aber auf keinen Fall entgehen lassen. Im Zeitraffer und nur 104 Filmminuten breitet das detailwütige Spielkind Jeunet so viel hübsche Sächelchen vor einem aus, dass man einfach zugreifen muss. Eine prallere Wundertüte lässt sich in dieser Kinosaison voll fader Blockbuster schwerlich entdecken.