Nach Dokus über Marilyn Monroe ("Mysterium Marilyn Monroe: Die ungehörten Bänder") und Kanye West ("yeen-juhs") hat Netflix jetzt einen Film über Jennifer Lopez' Leben veröffentlicht. Unter dem Namen "Halbzeit" gibt es auf dem Streaming-Portal eine Dokumentation über die Sängerin, Schauspielerin und Tänzerin zu sehen. Es geht um ihren Film "Hustlers" und dass sie damit keine Oscar-Nominierung erreichen konnte. Und um ihren Auftritt in der Halbzeitpause beim Super Bowl 2020 und wie sie für US-Präsident Joe Biden bei seiner Inauguration gesungen hat.
Jennifer Lopez: Neue Doku "Halbzeit" bei Netflix
Erstmals spricht sie darüber, wie es war, sich die Live-Performance beim Super Bowl mit Shakira zu teilen. Bereits im Vorfeld der Doku versetzte die Aussage von ihrem Manager Benny Medina zahlreiche Fans beider Musikerinnen in Aufruhr und entfachte eine Diskussion auf Twitter, wer von den beiden nun der größere Star ist. Er sagte: "Es war eine Beleidigung zu denken, dass man zwei Latinas braucht, um den Job zu machen, den in der Vergangenheit nur ein Künstler gemacht hat."

Doch leider ist es ein bisschen wie mit den Trailern mittelmäßiger Filme: Die besten Momente werden schon im Voraus gezeigt. Denn wesentlich mehr Neues als diese Aussage bietet die Dokumentation nicht. Es geht nicht um den Werdegang eines Mädchens aus der Bronx in New York, das gegen alle Vorurteile zum Weltstar wird. Es sind eher lose aneinandergereihte Momente aus dem Leben der Sängerin, bei dem das Kamerateam zufällig dabei sein durfte. Es sind Szenen wie diese: J.Lo ungeschminkt im Hotelzimmer, J.Lo posiert für Fotos (sehr oft), J.Lo tanzt auf einer Probe oder einem Konzert (noch häufiger).
So kommt nur einmal kurz die Mama von Lopez zu Wort und erzählt, wie sie in die Bronx gezogen ist und dort nur ein Zimmer bewohnte mit drei kleinen Kinder im vierten Stock ohne Aufzug. Sie lehrte ihre drei Töchter, dass sie von keinem Mann abhängig sein sollen. Zuhause hatten Mutter, Großmutter und Tante das Sagen, es hatte keine Widerworte zu geben. J.Lo sagt: "Meine Mom ist eine superkomplizierte Person mit vielen Altlasten. Sie hat uns oft geschlagen". Die Mutter dazu: "Ich wollte immer nur das Beste für sie". Interessant wären an dieser Stelle noch Aussagen ihrer Schwestern oder Freunde, doch darauf wartet man vergeblich.
Lopez' Privatleben mit Ben Affleck und Marc Anthony wird auch nicht thematisiert. So ist dieses Porträt des Weltstars weder intim noch besonders aufschlussreich geworden. Es zeigt sie nicht bei Rückschlägen, nicht beim Scheitern, auch nicht wirklich in ihrer Mutterrolle, ihre Zwillinge sind nur kurz zu sehen. Das Schauen verführt weder zum Mitfiebern noch zu sonstigen Emotionen und das ist schade, denn gerade die Geschichte um den Aufstieg des Superstars ist eine, die erzählenswert ist in vielen Details. Etwa, wie sie mit 18 von Zuhause weggelaufen ist und obdachlos wurde oder ihren Durchbruch feierte und zum dem Weltstar wurde, dessen Namen heute fast jeder kennt.