Deepa Mehta Nach vier Jahren war die Wut verraucht

Mit ihrem Film "Water" über eine Kinderwitwe hat die indische Regisseurin Deepa Mehta in ihrer Heimat für großen Wirbel gesorgt. Die Fanatiker werfen ihr vor, ganz Indien in ein schlechtes Bild zu rücken.

Nachdem die Produktion immer wieder angegriffen wurde, stellte Mehta schließlich die Dreharbeiten ein. Erst Jahre später nahm die engagierte Filmemacherin, die in Indien und Kanada lebt, ihre Arbeit wieder auf. Mit in Indien bekannten Schauspielern wie Lisa Ray, Seema Biswas und dem Bollywood-Star John Abraham gelang ihr ein wunderbar poetisches Werk.

Tumulte um ihr Werk sind für Sie nichts Neues. Schon bei ihrem Film "Fire" 1998 randalierten radikale Hinduisten während der Vorführungen. Hatten Sie bei "Water" mit neuen Ausschreitungen gerechnet?

Ohne die Genehmigung der Regierung kann man in Indien keinen Film drehen. Man muss sein Drehbuch vorlegen und sie überprüfen sehr sorgfältig, ob irgendetwas die Inder oder Indien verletzen könnte. Sie sagten, es sei alles in Ordnung und sie schickten einen Ministeriumsangestellten, der uns beaufsichtigte. Am ersten Tag der Dreharbeiten, als ein Mob von rund 2000 Hindu-Fundamentalisten das Set stürmte und erklärte, das Drehbuch sei anti-hinduistisch, war das ein großer Schock. Denn die Leute, die protestierten, waren der kulturelle Arm der Regierung, die uns die Erlaubnis erteilt hatte. Sie warfen unsere Kulissen in den Fluss, zündeten sie an und verbrannten Porträts von mir. Wir alle bekamen Todesdrohungen.

Haben die Ereignisse und die Morddrohungen gegen Sie ihre Einstellung zu ihrem Heimatland verändert?

Morddrohungen bekomme ich keine mehr. Ich fühlte mich durch diese Gruppe bedroht, als es passierte, aber ich habe mich nie von Indien selbst bedroht gefühlt. Meine Liebe zu Indien hat sich nicht verringert. Ich verbringe sechs bis sieben Monate des Jahres dort. Ich liebe die Komplexität Indiens und ich mag die Tatsache, dass die Menschen keine Angst vor ihren Gefühlen haben.

Warum haben Sie sich fünf Jahre lang Zeit gelassen, bis sie die Dreharbeiten zu "Water" in Sri Lanka wieder aufgenommen haben?

Als wir abbrachen, habe ich mir gesagt, dass ich "Water" unbedingt machen wollte, aber ich wollte erst abwarten, bis ich nicht mehr wütend war. Ich hatte direkt danach die Gelegenheit, in einem anderen Teil Indiens zu drehen. Aber ich dachte, dass ich das Drehbuch, das meiner Ansicht nach sehr empfindlich ist, verzerren würde, wenn ich meinen ganzen Ärger einbringen würde. Und es dauerte vier Jahre, bis meine Wut verraucht war und als sie verschwand und ich erneut mit den Dreharbeiten begann, war es, als würde ich den Film zum ersten Mal drehen.

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