NEON-Interview "Ich fand mich nie besonders schön"

In ihrem Film "Sahara" hechtet Penelope Cruz durch Wüstensand und reitet Kamele. In der aktuellen Ausgabe der NEON spricht sie über ihre Jugend und ihre Rolle als Sexsymbol.

Frau Cruz, mit 15 gewannen Sie einen Talentwettbewerb und wurden Moderatorin einer spanischen Fernsehshow. Erinnern Sie sich an das Mädchen von damals? Die 15-jährige Penélope weiß ganz genau, dass sie Schauspielerin werden will. Ihr Pech ist, dass sie keine Beziehungen zum Filmgeschäft hat. Sie lebt in einem Arbeitervorort von Madrid, ihr Vater ist Automechaniker. Ihr Glück ist, dass sie seit ihrem vierten Lebensjahr Ballettunterricht bekommt. Sie hat einen eisernen Willen und kann sehr hart zu sich selbst sein. Wenn die anderen Mädchen beim Training längst vor Schmerzen weinen, schafft sie noch ein Lächeln. Später wird sie deshalb von einem Regisseur als "Armeepanzer mit menschlicher Seele" bezeichnet.

Ein Kritiker der "Washington Post" bezeichnete Sie als "sprechendes Sexualorgan". Wie sahen sie als Pubertierende aus? Das Mädchen ist unfassbar dünn, schmal wie ein kleiner Finger. Alle machen Witze über sie. Ein Lehrer sagt vor der ganzen Klasse: "Ich würde nicht sagen, dass Penélope dünn ist. Ich würde sagen, sie ist klapperdürr wie eine Suppenkelle." 40 Kinder lachen. Bis dahin hat das Mädchen immer so getan, als wäre ihr der Spott egal, aber jetzt rennt sie heulend zu ihrer Mutter. Die knöpft sich den Lehrer vor: "Ich würde nicht sagen, dass Sie wenig Haare auf dem Kopf haben. Ich würde sagen, Ihr Glatzkopf ist so kahl wie die Wüste Gobi!"

In den Praxen spanischer Schönheitschirurgen hängen Fotos von Ihnen, weil tausende Spanierinnen aussehen wollen wie Sie.

Ich kenne das Gerücht. Es ist ein unheimlicher Gedanke, die Blaupause für tausende Frauen zu sein. Lassen Sie uns über etwas anderes reden. Ich hasse Interviews, die sich nur um mein Aussehen drehen.

"Schönheit ist ein Zeichen von Intelligenz", meinte Andy Warhol.

Ich verstehe diesen Schönheitswahn überhaupt nicht. Jedes Jahr, das man älter wird, sollte ein Fest wert sein. Meine Großmütter waren wunderschöne Frauen. Jede Falte in ihren Gesichtern hat eine aufregende Geschichte erzählt. Niemand sollte sein Alter verstecken.

Ihre Kollegin Joan Collins sagt: "Schön geboren werden ist so, wie reich geboren werden und dann langsam verarmen."

Hören Sie auf! Ich bin gar nicht so ein Knaller. Ich sehe okay aus. Aber an einem schlechten Tag bin ich so hässlich, dass Sie sich weigern würden, mit mir vor die Tür zu gehen!

Das klingt aber jetzt ein wenig... Und wissen Sie, mein Leben ist nicht halb so glamourös, wie Sie offensichtlich denken. Ich bin keine Diva, die vierzig Schoßhündchen hat, tonnenweise Klunker trägt und in "Variety" nachliest, welcher männliche Star gerade die Gagenliste anführt. Wenn ich Sie für ein paar Tage zu mir nach Hause einladen würde, kämen Sie vor Langeweile um. Sie würden vorzeitig heimfahren und sagen: "Sorry, aber diese Frau ist keine Geschichte wert!" In Madrid ist das Aufregendste in meinem Leben ein vierstündiges Abendessen mit meiner Familie. In Los Angeles spiele ich mit meinem Hund, lese, schaue fern oder putze mein Klo. Der einzige Superlativ, der mir zu meinem Leben einfällt, ist, dass ich bei den Dreharbeiten zu "Sahara" mehr Meilen zurückgelegt habe als jeder Berufspilot und jetzt auf Kamelen reiten kann. Wollen Sie eigentlich auch eine Praline?

Das vollständige Interview von Michael Ebert und Sven Michaelsen ist in der aktuellen Ausgabe von NEON nachzulesen, dem jungen Magazin vom stern

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