"Asterix und Obelix im Reich der Mitte" Da hilft auch kein Zaubertrank! Der neue Asterix-Film ist kein Wildschweinschmaus

Salat oder Wildschwein? Obelix (Gilles Lellouche) und Asterix (Guillaume Canet) sind uneins
Salat oder Wildschwein? Obelix (Gilles Lellouche) und Asterix (Guillaume Canet) sind uneins
© Christophe Brachet
Neue Besetzung, alte Probleme: Der fünfte Realfilm "Asterix und Obelix im Reich der Mitte" zündet nicht.

Kleiner Test. Beim Anblick einer hübschen Frau stellen sich bei Asterix die Flügel auf seinem Helm auf und beginnen zu flattern. Der Hofschreiber von Julius Cäsar wird als tuckiger Klischeeschwuler präsentiert. Eine Martial-Arts-Kampfszene wird mit dem Song "Kung Fu Fighting" unterlegt. Und als kleiner Hinweis, dass es jetzt gerade echt lustig ist, brumpfelt im Hintergrund die Tuba. Also, in welchem Jahrzehnt befinden wir uns? 50 v. Chr., schon klar. Gemeint ist aber das Herstellungsjahr des neuen Gallier-Abenteuers "Asterix und Obelix im Reich der Mitte". Wird einem nicht so ganz klar. 2023? Könnten auch die 1980er oder 90er sein.

Ave und so: Vincent Cassel spielt Cäsar. Immer dabei: sein Schreiber Biopix (José Garcia)
Ave und so: Vincent Cassel spielt Cäsar. Immer dabei: sein Schreiber Biopix (José Garcia)
© Christophe Brachet

Elf Jahre sind seit "Asterix & Obelix – Im Auftrag Ihrer Majestät" vergangen, damals ein moderater Erfolg und, wie jeder der bisherigen vier Realfilme, bei Fans und Kritikern eher ungeliebt. Nun der nächste Versuch mit einem Budget von 65 Millionen Euro und klarer Ansage von Anne Goscinny, der Tochter des Asterix-Schöpfers René Goscinny: Eine weitere Verfilmung müsse ein Neuanfang sein, mit innovativen Ideen und frischer Besetzung.

Die vermeintliche Revolution ist allerdings keine und schnell abgehakt. "Asterix und Obelix im Reich der Mitte" ist der erste Realfilm, der nicht auf einem Album basiert, sondern eine Originalgeschichte erzählt. Die spielt, der Titel verrät es, in China, wohin es unsere Helden bislang noch nie verschlagen hat. Sie folgen dem Hilferuf der Kaisertochter Fu Yi, deren Mutter nach einem Staatsstreich im Gefängnis sitzt, und sie lernen in dem Zusammenhang Tai Chi, Meditation, Akupunktur und natürlich asiatische Kampfkunst kennen. Abgesehen davon, dass Asterix viel lieber mal einen gemischten Salat mit Pilzen und Kastanien statt Wildschwein essen möchte, und einigen Wokeness-Anspielungen, ist alles beim Alten geblieben.

Asterix bleibt blass

Sehr viele Flachwitze, mehr oder weniger gelungene Wortspiele und popkulturelle Referenzen (ein Schiffskapitän heißt Titanix), verkloppte Römer und eine Handvoll Superstars des französischen Kinos – Vincent Cassel als Cäsar (großartig), Marion Cotillard als Cleopatra (unterfordert) und Pierre Richard als Miraculix (zaubertrankhaft).

Gilles Lellouche als Obelix wirkt, als würde er Gérard Depardieu spielen, der Obelix spielt. Sein auch im wahren Leben enger Freund Guillaume Canet, der hier zudem Regie führt, bleibt als Asterix blass. Im Gegensatz zu seinen Vorgängern, vor allem Christian Clavier in "Asterix und Obelix gegen Cäsar" (1999) und "Asterix und Obelix: Mission Kleopatra" (2002), ist er kein herausragender Komödiant und schafft es nicht, den kleinen Krieger mit dem nötigen quirligen Charme auszustatten. Er ist außerdem auch noch fast genauso groß wie sein, Tschuldigung, dicker Kumpel.

Am Ende wirkt das Ganze ein bisschen wie der inzwischen 41-jährige Zlatan Ibrahimović und sein Kurzauftritt als römische Kampfmaschine Antivirus, mit dem er sich selbst persifliert. Als die Legionen etwas zögerlich auf das Signal zum Angriff warten, stürmt er schon brüllend los und zerrt sich dabei den rechten Oberschenkel. Diagnose eines Kameraden: "Tja, er hat sich nicht richtig warm gemacht."

Erschienen in stern 21/2023

PRODUKTE & TIPPS