ALTERNATIVE COUNTRY LEE HAZLEWOOD: For Every Solution...

Gleich zwei Veröffentlichung setzen Lee Hazlewood, den großen Außenseiter der Pop-Musik, ins Rampenlicht. »For Every Solution« enthält bislang unveröffentlichtes Material, bei »Total Lee« handelt es sich um ein Tribute-Album.

Er ist wohl einer der einflussreichsten Schnurrbartträger in der Geschichte der Pop-Musik. Lee Hazlewood setzte als Sänger, Komponist und Produzent Maßstäbe. Aus seiner Feder stammen Titel wie »These Boots Are Made For Walking«, »Some Velvet Morning« oder »Summerwine«, mit denen er Nancy Sinatra zu Weltruhm verhalf.

Neben seinen bisweilen opulenten Sinatra-Produktionen (darunter »Something Stupid«) gilt Hazlewood auch als Erfinder des echo- und bassverstärkten Gitarrensounds, genannt »Twang«, den der von ihm entdeckte Duane Eddy berühmt machte. Von vielen wird er zudem als Pate des »alternative country« bezeichnet, veröffentlichte er doch in den 60er Jahren das Album von Gram Parsons' International Submarine Band.

Unveröffentlichte Stücke

Zu Ehren dieses Mannes sind jetzt gleich zwei Alben erschienen: »For Every Solution There's A Problem« ist eine Kollektion von bisher unveröffentlichten Aufnahmen Hazlewoods, die in den vergangenen 25 Jahren gemeinsam mit seinem Langzeit-Partner Al Casey (der seinerseits als Sessionmusiker an dem legendären »Pet Sounds«-Album der Beach Boys beteiligt war) entstanden sind. Zahlreiche dieser Songs sind älteren Datums und stammen aus Sessions zu dem in Deutschland produzierten Album »Back on the Street again« von 1977.

Die Stücke sind überwiegend im Country-Idiom gehalten und kommen im klassisch-schlichten Arrangement mit Steel-Guitar und Banjo daher. Die Texte bürsten das traditionsbewusste Genre bisweilen kräftig gegen den Strich. So singt er beispielsweise von dem Glück einer Gitarre, die von Dolly Parton gespielt wird. Insgesamt handelt es sich bei dieser Veröffentlichung jedoch um kein Hauptwerk. Für den Fan ist diese Zusammenstellung sicher von Interesse, Einsteiger sollten es zum Kennenlernen lieber mit der Hit-Kollektion »Lee Hazlewood and Friends« versuchen.

Parallel dazu hat das Berliner City-Slang-Label ein Tribute Album veröffentlicht, auf dem 15 Künstler und Bands Hazlewood-Songs covern. Diese Idee gab es bereits vor rund zehn Jahren. Damals wollten Grunge-Bands wie Nirvana und Mudhoney den großen »Stranger« ehren. Hazlewood ließ seinerzeit dieses Ansinnen jedoch von seinem Anwalt vereiteln. Inzwischen ist bei dem alten Schweden die Altersmilde durchgebrochen, und so stand dem Vorhaben nichts mehr im Wege.

Licht und Schatten

Den Anfang machen Lambchop: »In the beginning there was nothing, but it was kind of fun watching nothing grow«. Eineinhalb Minuten später ist das Stück vorüber, und schon hat das Album den ersten Höhepunkt. Es folgen Madrugada, die »Come On Home To Me« einen grandiosen Sound verleihen. Weitere Höhepunkte auf der Platte sind Calexicos Version von »Sundown, Sundown« und »No Train to Stockholm« von Erlend Oye (Kings Of Convenience). Insgesamt eine Zusammenstellung mit viel Licht, aber auch Schatten. Aber was erwartet man von der Huldigung an einen Mann, den die New York Times einmal als »eine der großen Schattenfiguren der Popgeschichte« bezeichnet hat?

Carsten Heidböhmer

PRODUKTE & TIPPS

Mehr zum Thema