Björk "A-cappella-Oktoberfestmusik, das wäre toll"

Ihre Musik wird immer exzentrischer, aber "so tolle Sachen wie Jodeln" kann sie noch nicht. In der aktuellen Ausgabe von NEON spricht Björk über ihr A-cappella-Album "Medulla".

Frau Gudmundsdottir, selbst für Ihre Verhältnisse ist Ihr neues Album sehr, nun ja, exzentrisch.

Oh, danke sehr.

Ist es Absicht, mit jedem Album immer noch abwegiger zu werden?

Nein, ich fühle mich einfach wohler, wenn ich das tun kann, was in meinem Kopf ist. Und das neue Album ist einfach das, was ich fühle. Bei "Debut", meinem ersten Album, konnte ich mit den Werkzeugen noch nicht so gut umgehen. Inzwischen bin ich eine bessere Handwerkerin geworden.

Sie haben nur Stimmen verwendet.

Die Stimme ist das Instrument, das jeder kennt. Und das jeder benutzen kann. Ich wollte kein durchgedrehtes Yoko-Ono-Album machen. Aber die letzten Male, die ich betrunken war, habe ich meine Freunde ermutigt, die Stereoanlage abzuschalten und einfach zu singen.

Was zu singen?

Rave, Techno, Disco. Einer macht mit dem Mund den Takt, der nächste die Melodie... Ich kann zum Beispiel nur singen - nicht so tolle Sachen wie Jodeln. Aber wenn alle zusammenarbeiten, hört es sich gut an. Ich weiß nicht, wie Sie das hier in Deutschland machen, zum Beispiel auf dem Oktoberfest - singen da nicht alle zusammen, nachdem sie ein paar Bier getrunken haben?

Ja, aber es spielt eine Band dazu, und die Lieder sind nicht sehr kompliziert.

A-cappella-Oktoberfestmusik, das wäre toll.

Wenn Sie mit "Debut" nicht mehr zufrieden sind, und das neue Album eher das ist, was Sie machen wollen - was hat sich in der Zwischenzeit geändert?

Ich kann mehr und traue mich mehr. Ich wollte ein A-cappella-Album machen, seitdem ich 18 Jahre alt bin, aber ich wusste nicht wie. Ich bin erwachsener geworden, vor allem emotional.

Aber Sie hätten es sich nach Ihrer ersten Platte doch auch leicht machen können. Die Kylie Minogue der Avantgarde werden...

Kylie Minogue macht ihre Sache auf genau die Art, wie sie sie eben am besten machen kann. Sie ist vielleicht keine erstklassige Musikerin, aber sie ist etwas ganz Besonderes! Ich könnte das nicht. Niemand könnte das so wie sie.

Die Frage ist doch, ob man sich dazu entscheidet, etwas zu machen, um den Leuten zu gefallen - oder ob man etwas macht, das einem selbst gefällt. Und hofft, dass es möglichst viele Menschen gibt, die es genauso sehen.

Ich hatte diese Wahl nicht. Wenn die Dinge sich nicht so anhören, wie ich es für richtig halte, dann drehe ich durch. Ich fühle mich, als würde ich unter einem Berg stecken und keine Luft bekommen. Wenn ich keine Möglichkeit habe, mich auszudrücken, bin ich geliefert. Ich muss meine Geisteshygiene in Ordnung halten. Mit einem Song geht das, aber es hält nicht ewig, dann muss ich einen neuen machen. Das kann aber bei jedem Menschen etwas anderes sein. Sie können einen Pulli stricken oder ein Bild malen, tolles Sushi zubereiten - aber Sie sollten es am Ende wirklich leiden mögen. Es ist das wunderbarste Gefühl der Welt, etwas Schönes geschaffen zu haben.

Das komplette Interview ist in der aktuellen Ausgabe von NEON nachzulesen, die ab dem 23. August im Handel ist.

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