Historischer Auftritt Laibach tritt als erste westliche Band in Nordkorea auf

Im abgeschotteten Nordkorea fand am Mittwoch das erste Konzert einer westlichen Band statt. Die provokative slowenische Band Laibach spielte vor 1500 Menschen in der Hauptstadt Pjöngjang.

Die für ihre Provokationen bekannte und umstrittene slowenische Gruppe Laibach ist am Mittwoch als erste internationale Rockband in Nordkorea aufgetreten. Ihr 45-minütiges Konzert in der Hauptstadt Pjöngjang bestritt die Gruppe mit für sie eher ungewöhnlichen Cover-Versionen von Liedern aus dem Musical "Sound of Music" sowie einem beliebten nordkoreanischen Volkslied, wie ein Besucher anschließend berichtete. Die rund 1500 Zuhörer nahmen demnach das erste von zwei Konzerten zum 70. Jahrestag des Kriegsendes mit gedämpftem Enthusiasmus auf.

Außer 150 Besuchern aus dem Ausland - Diplomaten, Mitarbeiter von Nichtregierungsorganisationen sowie Touristen - hätten nur Einheimische das Konzert von Laibach im Pongwha-Theater besucht, berichtete Simon Cockerell von der Pekinger Reiseagentur Koryo Tours, der extra für die Show Kurztrips nach Pjöngjang organisiert hatte. Um wen es sich dabei handelte, sei schwierig zu sagen, doch seien kaum Uniformen zu sehen gewesen, fügte der Nordkorea-Spezialist hinzu.

Das Publikum schien demnach den Auftritt genossen zu haben, auch wenn - wie gewöhnlich - niemand geklatscht habe oder vom Sitz aufgesprungen sei. "Ich kann mir vorstellen, dass die meisten absolut keine Ahnung hatten, was sie erwartet", sagte Cockerell. Nicht nur für das Publikum, sondern auch für Laibach-Fans überraschend erklangen dann viele der in Nordkorea bekannten "Sound of Music"-Klassiker wie "Do-Re-Mi", "Edelweiss" und "The Hills are Alive" sowie das Volkslied "Arirang" - begleitet von einem nordkoreanischen Pianisten.

Von Rammstein inspiriert

Die Rockband Laibach, der deutsche Name für die slowenische Hauptstadt Ljubljana, wurde 1980 im damals noch zu Jugoslawien gehörenden Slowenien gegründet. Sie hat die deutsche Rockband Rammstein stark beeinflusst. Laibachs bewusster Einsatz von nationalistischen und politischen Symbolen sorgt immer wieder für Provokationen - einige werfen der Gruppe vor, faschistisch zu sein, andere glauben, sie prangere mit ihren Auftritten totalitäre Ideologien an.

Organisiert wurden die Konzerte von dem norwegischen Künstler Morten Traavik, der schon mehrmals Projekte in dem abgeschotteten Land veranstaltet hatte. Nach seinen Angaben wurde die Gruppe persönlich von den Behörden in Pjöngjang zum 70. Jahrestag des Weltkriegsendes eingeladen, an dem Pjöngjang vor allem die Befreiung der koreanischen Halbinsel von der japanischen Besatzung feiert.

AFP
ivi

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