Phoenix Klasse Songs im Weichspülgang

Bei den zehn neuen Songs auf "Alphabetical" haben Phoenix den Rock-Anteil ihres Debütalbums deutlich zurückgefahren zugunsten einer Annäherung an moderne HipHop- und R&B-Produktionsweisen.

Ab und an tauchen in den Schleifen der Wiederverwertungsmaschinerie des Pop Perioden auf, die mehr Stirnrunzeln als alles andere hervorrufen. Der Softrock der US-Mainstreambands der 80er Jahre zum Beispiel - wer hätte ernsthaft danach gerufen? Als sich vor zwei Jahren ein Revival für die Musik der Doobie Brothers, der Eagles und Hall & Oates andeutete, war das selbst für gewöhnlich gut unterrichtete Kreise eine ziemliche Überraschung. Die Rolle, die die Pariser Band Phoenix dabei spielte, ist nicht gering einzuschätzen. Auf ihrem herausragenden Debüt-Album "United" (2000) hatten die Franzosen den abenteuerlichen Spagat zwischen Eighties-Mainstreamradiorock mit längst vergessenen Synthie-Sounds und uramerikanischen R&B-Akzenten geprobt.

Für die zehn neuen Songs auf "Alphabetical" nahmen sich Phoenix die Ruhe, die Verweisstücke aus den Achtzigern gelassen auszuspielen und in aktuelle Sound-Designs einzupassen. Erster Höhepunkt des Albums ist der auf HipHop-Beats davonziehende Folksong "Run Run Run". In "Victim Of The Crime" wird einer verträumten Popmelodie der Klimperkeyboard-Sound von Dr. Dres 1999er Hit "Still D.R.E." untergeschoben, und es funktionert. Der Titelsong, ans Ende des Albums gestellt, trägt den Hörer mit verschlafenen Country-Gitarren auf die weiten Highways des gelobten Landes der Popmusik, das immer noch am schönsten in seiner Künstlichkeit erstrahlt. Die Rockmusik hat sich aus diesen Stücken verabschiedet. "Alphabetical" ist vielleicht ein Mangel an Schmiss nachzusagen, aber vorher sollte man die CD noch einmal hören, sich in die superben Arrangements und die coolen Songs fallenlassen. Die wahrscheinlich beste Spülmusik aller Zeiten.

Frank Sawatzki, AP

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