Immer wenn R. Kelly ein Album veröffentlicht, stehen die Chancen gut für legendäre Momente - oder mehr. Sein neues Werk "TP.3 Reloaded" ist keine Ausnahme. Auch wenn der Titel - "TP" ist eine Abkürzung seines 93er Albumtitels "Twelve Play" - einen Aufguss suggeriert, handelt es sich um ausschließlich neues Material. An vorderster Front überrascht der Chicagoer dabei mit der fünfteiligen R&B-Saga "Trapped In The Closet".
In fünf Akten beschreibt der R&B-Meister dabei filmreif eine aufgeflogene Affäre mit unerwarteten Wendungen und mehreren Protagonisten. Und zieht dabei alle Songwriting-Register. Neben diesem Spektakel ziehen ein Paar Füller dennoch das Gesamtniveau ein wenig nach unten: Wie etwas das lauwarme, zu offensichtlich auf Sommersingle getrimmte "Playa's Only" (mit Gast-Raps vom The Game) oder das für einen genialen Songwriter wie R. Kelly unwürdige "Reggae Bump Bump".
Einige Höhepunkte
Doch ist man geneigt, diese schwachen Momente bei weiteren Höhepunkten in Kauf zu nehmen. Auf dem knisternden "Touchin'" erinnert Kellys Duettpartnerin an eine frühe Aaliyah, deren erstes Album einst von R. Kelly produziert wurde. Ebenso bezirzend wirkt das anschmiegsame "Slow Wind", ein echter Kelly - minimalistisch, voller Erotik, ansteckend. Anders als der sehr stimmige Vorgänger "Happy People/U Saved Me" robbt sich R. Kelly mit "TP.3 Reloaded" dennoch nur an seine ganze Schaffenskraft heran. Aber ein fünfteiliges Epos und eine Handvoll sehr guter Songs garantieren dem polarisierenden Balladenkönig dennoch ein wenig Ewigkeit.
Patrick Mushatsi-Kareba/AP