Harter Gangster-Rap und melancholische Klänge: Fugees-Gründer Wyclef Jean lässt sich mit seiner Musik auf keinen Stil festlegen. »Ich bin eben nicht vorhersehbar. Ich könnte morgen auch ein Country-Album aufnehmen«, sagt er in einem Interview des »Musikexpress«. Sein drittes Album heißt wohl nicht umsonst »Masquerade« (Maskerade) - die 19 Songs auf der Platte sind vielseitiger als alles, was man bisher von Wyclef Jean gehört hat. Sie reichen von Rap und HipHop über Pop und Reggae bis zum Blues.
Dylan-Klassiker, Rap und Pop
»Für mich sind die Songs vom Inhalt her wie eine Zeitreise durch mein Leben«, sagte Jean. Er singt von seiner Kindheit in einem Sozialwohnungsgetto des Stadtteils Brooklyn, von seiner Liebe zur Musik und den Machenschaften der Musikindustrie. Melancholisch gibt er sich mit den Titeln »Knockin? On Heaven?s Door« - eine abgewandelte Version des Dylan-Klassikers - und »Daddy«, einem Lied, das er seinem verstorbenen Vater gewidmet hat. Daneben singt der Musiker auch poppige Stücke wie »Oh What A Night«. Mehrere Songs sind in Zusammenarbeit mit anderen Künstlern entstanden. Den Titel »Pussycat« etwa hat Jean zusammen mit Tom Jones produziert.
Durchbruch mit den Fugees
Jean wurde in Haiti geboren und zog im Alter von neun Jahren mit seiner Mutter nach New York. Bereits als Jugendlicher gründete er zusammen mit seinem Cousin eine Rapgruppe, obwohl er eigentlich eine andere Musikrichtung favorisiert: »Mein Herz gehört dem Reggae«, sagt er. 1993 gesellte sich Sängerin Lauryn Hill zu seiner Formation - die Fugees waren geboren. Sie stürmten 1996 mit ihrer zweiten CD »The Score« und der Coverversion des Hits »Killing Me Softly« die Charts.
»The Score« ist bis heute eines der meistverkauften HipHop-Alben. Über 13 Millionen Mal ging die Platte über die Ladentische. Danach starteten die Mitglieder der Fugees Solokarrieren. Jean veröffentlichte 1997 sein erstes Album »The Carnivale«, im Jahr 2000 folgte »The Ecleftic«.
Viele Hits aus seiner Feder
Auch als Hitlieferant ist Jean groß im Geschäft: Für Santana schrieb er den Superhit »Maria, Maria«; Whitney Houston interpretierte Jeans »My Love Is Your Love«. Da kann er es sich sogar leisten, Angebote von Pop-König Michael Jackson abzulehnen. »Wenn du mit Michael arbeitest, siehst du ihn nur für eine Sekunde«, sagte er dem »Musikexpress«. »Ich habe aber keine Lust auf diesen Hollywood-Scheiß. Ich kann nicht für dich arbeiten, wenn du nicht da bist.«
Liebe statt Terror
Wie Wyclef Jean sagte, haben auch die Attentate in den USA am 11. September 2001 sein neues Album beeinflusst. Zwar spricht er die Ereignisse nur kurz in einer Textzeile direkt an, »aber die Terroranschläge haben mich dazu gebracht, noch stärker für Frieden und Liebe in der Welt zu plädieren«.
Florian Bahrdt, dpa