Der Sänger Wyclef Jean gibt im Kampf um das Präsidentenamt in Haiti nicht auf: Der ehemalige Frontmann der Hip-Hop-Band Fugees kündigte gegenüber der Nachrichtenagentur AP und im sozialen Netzwerk Twitter an, ein Anwalt werde im Laufe des Tages bei Gericht Beschwerde gegen den Beschluss der Wahlkommission einlegen, die seine Kandidatur für die Wahl im November abgelehnt hatte. Die Unterlagen seien alle in Ordnung. Er und seine Helfer seien überzeugt, dass sein Ausschluss politisch motiviert sei, sagte Jean. Das sei haitianische Politik. "Wir haben alle Voraussetzungen, die das Gesetz verlangt, erfüllt. Und das Gesetz muss respektiert werden", twitterte Jean.
Sorgen über gewaltsame Reaktionen der Anhänger des Musikers bewahrheiteten sich zunächst nicht. Jean hatte seine Fans aufgerufen, sich ruhig zu verhalten. Über das Wochenende gab es im Zusammenhang mit der Wahl keine nennenswerten Demonstrationen oder Gewaltausbrüche. Es kursierten aber Gerüchte, dass für Montag eine größere Protestkundgebung geplant ist.
Die Wahlkommission in Port-au-Prince hatte neben Wyclef Jean auch noch 14 weitere Bewerber abgelehnt, 19 Kandidaten wurden für die Abstimmung am 28. November registriert. Eine Begründung für die Disqualifizierung Jeans wurde am Freitag nicht bekanntgegeben. Die haitianische Verfassung sieht allerdings vor, dass Präsidentschaftskandidaten vor der Wahl fünf Jahre lang in Haiti gelebt haben müssen.
Angeblich "konstant präsent" in Haiti
Der heute 40-jährige Jean wurde in einem Außenbezirk von Port-au-Prince geboren, lebt aber seit seinem neunten Lebensjahr in den USA. Er vertrat jedoch die Auffassung, seine Ernennung zum Ehrenbotschafter Haitis im Jahr 2007 qualifiziere ihn für die Präsidentschaftskandidatur. Nach Angaben seiner Anwälte legte er zudem Nachweise vor, die belegten, dass er in dem Karibikstaat "konstant präsent" gewesen sei.
Bereits vor fünf Jahren hatte Jean in Haiti die Wohltätigkeitsorganisation Yéle gegründet. Anfang dieses Jahres wurde allerdings bekannt, dass der Sänger von der Yéle-Haiti-Stiftung für Auftritte bei Wohltätigkeitsveranstaltungen bezahlt wurde, was ihm scharfe Kritik eintrug. Zu Beginn dieser Woche berichtete Jean, er habe Morddrohungen erhalten und sei aufgefordert worden, das Land zu verlassen.